Monday, May 21, 2012

Pädagogische Unterstützung für Khayelitsha


Lesen Sie über meine Motivation für ein Jahr nach Südafrika zu gehen, meinen Alltag im Kindergarten und Hindernisse, die ich zu bewältigen hatte.

Am 5.September 2011 hieß es für mich Abschied für ein ganzes Jahr von Freunden und Familie nehmen. In Frankfurt stieg ich in das Flugzeug mit dem Ziel Südafrika, Kapstadt. Mein ganz persönliches Abenteuer begann...

Ich bin Natalie Nonnengießer, mittlerweile 20 Jahre alt und komme ursprünglich aus Bielefeld, einem schönen Städtchen im Westen Deutschlands. Während ich pausenlos für mein Abitur im letzten Jahr paukte, bewarb ich mich nebenbei um einen Freiwilligendienst bei der Waldorforganisation „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiner e.V.“. Diese kooperiert mit „weltwärts“, dem Auslands-Freiwilligenprogramm des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.


Wie alles begann
Ein großer Wunsch ging für mich in Erfüllung, denn schon früh wusste ich: Ein entwicklungspolitischer Freiwilligendienst in Kapstadt, sinnvolle Arbeit leisten, Menschen helfen und mich dabei selbst weiterentwickeln, das ist, was ich machen möchte! Schon 2009 hatte ich durch einen Schüleraustausch vier Wochen bei einer Gastfamilie in Südafrika/Stellenbosch verbracht und mich unmittelbar in die Schönheit und Varietät der Stadt und des Landes verliebt. Doch Südafrika hat auch seine Schattenseiten und die Lebensumstände der schwarzen Bevölkerung in den Townships schockierten mich. Nie zuvor hatte ich Menschen so leben sehen und ich fühlte tiefes Mitleid, vor allem für die Kinder, die oftmals unter katastrophalen Umständen aufwachsen müssen. Doch je besser ich das Leben in den Townships verstand, desto mehr wuchs meine Bewunderung für diese Menschen. Zugang zu Elektrizität, hygienischen Standards und Trinkwasserversorgung sind keine Selbstverständlichkeit und doch meistern die Township-Bewohner ihr Leben Tag für Tag, ohne ihre Lebensfreude und ihren Lebensmut zu verlieren. Mir wurde klar, dass ich die Menschen und das Leben im Township noch besser kennen lernen möchte und meinen kleinen Teil dazu beitragen will, diese Menschen zu unterstützen.
So kam es, dass ich nach meinem erfolgreich abgeschlossenen Abitur und der Trägerzusage,die kurz darauf folgte, meine Sachen packte und in Richtung Süden flog.


Reich und Arm leben nebeneinander
Mittlerweile arbeite ich nun schon seit über acht Monaten in einem kleinem Kindergarten namens „Ilitha Educare“ in Khayelitsha, dem größten Township Kapstadts. Khayelitsha liegt nur knapp über 20 km östlich von der Innenstadt Kapstadt entfernt und der unvorstellbare Kontrast zwischen Reich und Arm auf so kleiner Distanz schockierte mich als Deutsche ungemein. Khayeltisha entstand zur Zeit der Apartheid, als der schwarzen Bevölkerung verboten wurde, sich in den Städten niederzulassen. Somit siedelte sich die schwarze Bevölkerung Kapstadts am Rande der Stadt in sogenannten „Shaks“ (Wellblechhütten)ein. Meinungen gehen auseinander, wie viele Menschen mittlerweile in Khayelitsha wohnhaft sind, denn die Bevölkerung wächst durch starke Geburtenrate und illegale Einwanderung stetig. Schätzungen liegen bei 1,5 bis 2 Millionen.


Das „Centre for Creative Education“
Die Kindergärten oder „Educare Centres“, wie wir sie nennen (eine Mischung aus Kindergarten und Kinderkrippe), werden von der Partnerorganisation, dem „Centre for Creative Education“ hier vor Ort unterstützt und waldorfpädagogisch inspiriert. Das „Centre for Creative Education“ wurde 1993 in Kapstadt gegründet und ist die einzige Ausbildungsstätte für Waldorfpädagogik in Afrika. Zehn Educare Centres in verschiedenen Townships Kapstadts, sowie „Zenzeleni“, die einzige Waldorfschule in Khayelitsha, genießen derzeit antroposophische Unterstützung. Zahlreiche Workshops helfen den „Mamas“ Erziehungsmethoden neu zu überdenken und pädagogisch wertvolle Aktivitäten zu erlernen und umzusetzen. Über 30 Freiwillige aus Deutschland entsendet das „Centre for Creative Education“ zusätzlich seit drei Jahren in die Kindergärten und in die Schule, um die „Mamas“ und die Lehrer und Lehrerinnen zu entlasten und zu unterstützen.


                     „Anfangs war ich geschockt von den Umständen und Bedingungen im Kindergarten“
Der Kindergarten, in dem ich arbeite befindet sich in der Site C in Khayelitsha und betreut offiziell 70 Kinder. Diese 70 Kinder sind nach ihrem Alter in drei verschiedene Gruppen unterteilt. Ich wurde in die Babygruppe eingesetzt, da die Erzieherin überfordert gewesen ist mit knapp zwanzig Kleinkindern und Säuglingen in einem viel zu kleinem Raum. Anfangs war ich geschockt von den Umständen und Bedingungen im Kindergarten. Einen geregelten Tagesablauf für die Kinder gab es nicht, das einzige was auf dem Programm stand, war Füttern, Windeln wechseln und Schlafen legen. Allerdings konnte ich auch schnell nachvollziehen, dass es für die Erzieherin beinahe unmöglich war, noch mit den Kindern raus zu gehen und sich intensiv mit ihnen zu beschäftigen, denn dafür sind es einfach zu viele Kinder, zu wenig Platz und Mangel an Materialien. Ilitha verfügt leider nur über sehr kleines Außengelände, beziehungsweise handelt es sich eher um einen düsteren Hinterhof, wo sich das kleine Klettergerüst seinen Platz mit Toiletten und Mülltonnen teilen muss. Austoben ist daher kaum möglich für die kleinen Knirpse.


Veränderungen in Ilitha
Die ersten Wochen nach meiner Ankunft im letzten September, habe ich mich noch sehr zurückgehalten und zunächst viel beobachtet. Ich habe versucht, die Erzieherin, mit der ich von nun an zusammenarbeiten sollte und die Kinder kennen zu lernen. Nach und nach beschäftigte ich mich damit, was ich im Kindergarten verändern könnte und so führte ich nach 1 ½ Monaten ein Tagesprogramm ein. Dieses Programm beinhaltet neben festen Essenszeiten, einen Morgenkreis, regelmäßiges Singen auf Englisch und Xhosa, das tägliche Raus gehen zu einem nahe gelegenem Spielplatz und das Zähne putzen mit den zwei bis dreijährigen, wofür ich die nötigen Zahnbürsten angeschafft habe.


Ein unüberbrückbares Kommunikationsproblem
Eine weitere Hürde war die Sprachbarriere. Die Kinder werden in der Xhosa-Sprache großgezogen und das Englisch der Erzieherin ist eher gebrochen. Mein Xhosa-Wortschatz reicht leider auch nach über acht Monaten nicht viel mehr als über „Molweni, kunjani? ( Hallo, wie geht`s)aus, was die Arbeit erheblich erschwert.



Der Abschied naht
Jedoch muss ich sagen, dass ich mich mittlerweile sehr wohl in Ilitha fühle und gerne dort arbeite. Mir macht die Arbeit mit den Kindern unglaublich viel Spaß und ich habe das Gefühl, dass ich eine wichtige Bezugsperson für viele Kinder geworden bin. Auch mir sind die Kinder wirklich wichtig geworden und viele sind mir sehr ans Herz gewachsen. An den Abschied in vier Monaten mag ich gar nicht denken!



                                                     

Autor: Natalie Nonnengiesser

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