Von: Kimberly Gepkens
Wie sieht der Ort aus an dem Nelson Mandela 18 Jahre Haft verbrachte? Viele stellen sich diese Frage und daher ist es kein Wunder, dass die Fahrten nach Robben Island schon viele Tage im Voraus ausgebucht sind. Denn bei einem Besuch in Kapstadt darf die Besichtigung dieser Insel auf keinen Fall fehlen.
Im Jahr 1939 wurde Robben
Island zur Gefangeneninsel erklärt, da sie weit vom Festland entfernt ist und Flüchtlinge
sich durch den kalten Atlantik und seine starken Strömungen hätten kämpfen
müssen. Zur Zeit der Apartheid waren hier hauptsächlich politische Gefangene
und somit auch Nelson Mandela untergebracht. Nachdem 1991 das Hochsicherheitsgefängnis
aufgelöst wurde und fünf Jahre später der gesamte Komplex, dient dieser Ort
seit 1997 der Erinnerung und wird täglich von hunderten Besuchern besichtigt.
Der erste Eindruck
Nur ein Weg führt nach
Robben Island und dieser startet am Hafen der V&A Waterfront im Robben
Island Museum. Von dort aus fahren drei- bis viermal am Tag Fähren von Kapstadt
zur Insel hinaus. Während der Wartezeit an der Waterfront können sich die
Besucher im Gebäude umsehen und Bilder entdecken, die Nelson Mandela zeigen und
seine Geschichte wiedergeben sowie eine Timeline, die die Geschichte Robben
Islands darstellt. Danach geht es auf die Fähre, die etwa 30 Minuten unterwegs
ist. Schon von weitem sind die Umrisse der Insel erkennbar. Dort angekommen,
bekommen die Besucher zunächst einen Überblick über die Insel.
Bei der Ankunft stehen Busse
bereit, die sie auf eine Inselrundfahrt mitnehmen. Dabei wird an wichtigen
Stellen angehalten und die Führer geben ein paar Fakten preis. Es gibt die
Möglichkeit Fotos zu machen. Dazu gehört unter anderem der Kalksteinbruch, wo
die Gefangenen und auch Nelson Mandela Tag für Tag schwere Arbeit verrichten
mussten, zum grössten Teil unter der drückenden Hitze Südafrikas. Der
Kalksteinstaub verursacht Lungenschäden und das Sonnenlicht, das von den
Steinen wiedergespiegelt wird, schadete den Augen. Daher waren die Gefangenen
einem hohen, gesundheitlichen Risiko ausgesetzt. Heute findet man dort einen
Steinhaufen, denn als Nelson Mandela die Insel besuchte und den Verstorbenen
gedachte, nahm dieser einen Stein und legte ihn nieder. Die sollte für jeden
einzelnen Gefangenen geschehen. Auch das Moturu Kramat spielt eine wichtige
Rolle, vor allem für die muslimischen Besucher. In Gedenken an Sayed Adurohman
Moturu, Prinz von Madura, wurde dieses Gebäude im Jahr 1969 erbaut und soll an
den Gefangenen erinnern, der 1754 auf Robben Island verstarb. Ein weiteres,
wichtiges Gebäude ist das Robert Sobukwe Haus, in dem gleichnamiger viele Jahre
in Einzelhaft verbringen musste und von der Aussenwelt komplett abgeschottet
wurde.
Nelson Mandelas Zelle
Nach einem kurzen Stopp an
einem Fotopunkt, von wo aus perfekte Sicht auf den Tafelberg und Kapstadt
geboten wird, geht es zum Ort des Geschehens: das Hauptgefängnis. Vor dem
Gebäude wartet ein ehemaliger, politischer Gefangener, da die Führungen durch
das Gefängnis immer von ihnen durchgeführt werden. Sie haben die Geschichte am
eigenen Leib erfahren und können somit die Ereignisse, Empfindungen und das Geschehene
viel besser wiedergeben. Die Gruppe wird durch die einzelnen Trakte geführt. Je
nach kriminellem Grad wurde entschieden, in welchem Trakt die Gefangenen untergebracht
wurden. Das System und die eigenen Erfahrungen werden von den Führern erklärt,
während sie durch den gesamten Komplex führen.
In einem Innenhof wird
gestoppt, wo sich die Gefangenen damals tagsüber aufgehalten haben. Von dort
aus gibt es einen Eingang zu den einzelnen Zellen. Die Zelle von Nelson Mandela
wurde wohl so erhalten, wie sie damals von ihm verlassen wurde. Daher ist sie
nicht begehbar, ganz im Gegensatz zu den anderen. Dort hängen Bilder der
Gefangenen und Tafeln auf denen ihre Geschichte niedergeschrieben wurde. Aus manchen
Zellen tönen Gesänge, die den Gefangenen damals Mut gegeben haben und eine
besondere Bedeutung für sie hatten.
Zum Ende hin wird man
in einen Raum geführt, in dem der Führer das System mit den Nummern erklärt.
Denn die Gefangenen hatten keine Namen mehr, sondern waren auf Robben Island
nur noch eine Nummer. Ausserdem sind dort Meldekarten, die jeder Gefangene
besaß, und die Gefangenenkleidung ausgestellt. Zusätzlich gibt es noch
Zeichnungen von Betten aus den Zellen, in denen mehrere Personen gleichzeitig
untergebracht waren. Die Tour endet hier und alle Besucher gehen zu Fuss zum
Hafen zurück, wo die Fähre bereits wartet, um alle zurück auf das Festland zu bringen.
Die Fähren fahren täglich um
9 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr und 15 Uhr von der V&A Waterfront ab. Tickets kosten
etwa R250 und sind vor Ort oder unter http://www.webtickets.co.za/event.aspx?itemid=76219
erhältlich.