Bei keiner anderen Rebsorte wird der Sonderstatus Südafrikas deutlicher als beim Syrah, der speziell in der südlichen Hemisphäre auch gerne mal Shiraz genannt wird. Wobei Syrah gleichbedeutend ist mit einem kühlen, strengen, von Pfeffer, Rauch und Tanninen geprägten Stil, der seine bedeutendsten Exemplare an der nördlichen Rhone hervorbringt (der Hermitage, ein reinsortiger Syrah steht in der Ikonographie der Weinwelt auf derselben Stufe wie ein Bordelaiser Premier Cru oder ein burgundischer Grand Cru) während australischer Shiraz warme Fruchtaromen, Schokolade und Weihnachtsgewürze in den Mittelpunkt rückt und mit dem Grange und dem Hill of Grace für die begehrtesten Rotweine der südlichen Weinwelt verantwortlich zeichnet.
Die Sympathien für die beiden Stile sind einem fortwährenden Wechsel unterworfen. Waren in den 90er Jahren eher warme, weiche und üppige Shiraz das Maß der Dinge, vollzog sich mit dem neuen Millenium eine Metamorphose hin zu eleganten und raffinierten Syrahs. Die neue Dekade scheint, wie auch Englands Vorzeigeweinmagazin Decanter vor einiger Zeit bemerkte, beide Stile zu vereinen und ein drittes Land in den Brennpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken: Südafrika.
Der Siegeszug der Syrah/Shiraz am Kap ist jung aber in seinem Ausmaß beeindruckend. In nur zwei Jahrzehnten stieg sie von einer marginalisierten zur bedeutendsten roten Rebsorte des Landes auf. Sie wurde am Atlantischen wie am Indischen Ozean gepflanzt, in kontinentalen Tälern genauso wie auf kühlen Anhöhen, auf Granit wie auf Kalk, und auch wenn die Resultate dem Terroir entsprechend unterschiedlich sein mögen, scheint eines klar: Syrah/Shiraz gehört zu Südafrika wie der Tafelberg und Rooibossträuche. Südafrikas Weinbauregionen bilden den perfekten Brückenschlag zwischen intensiver Wärme und kühler Strenge, reifer Frucht und karger Mineralität und bleiben doch authentisch.
Addiert man all diese Faktoren, ahnt man, warum Syrah/Shiraz auch in meinem Sortiment die erste Geige spielt. Seine Vielfalt begeistert, seine Originalität besticht, seine Unterschiede erstaunen. So ist beispielsweise der Windmeul Shiraz der ideale Wein für Hartgesottene, die auch bei 15 % nicht mit der Wimper zucken, während der Creation Syrah stets spielerisch und elegant bleibt und subtile Frucht mit feinen Pfeffernoten kombiniert. Das Beispiel für die goldene Mitte liefern Allee Bleue, Arendsig und Lammershoek, wo konzentrierte Beerenaromen in ein Korsett aus zupackenden Tanninen und dezenten Holzaromen geschnürt sind. Bleiben noch die Weine vom Saronsberg, die geo- wie topographisch eine Sonderposition genießen: setzt der Provenance Shiraz noch alle Trümpfe auf seine ausladende Frucht, lotet der Saronsberg Shiraz in all seinen Dimensionen aus: Tabak steht da neben Veilchen, Schoko ergänzt Leder, Zwetschken wechseln mit Brombeeren – in all seiner Opulenz und Komplexität steht er paradigmatisch dafür, was südafrikanischer Syrah/Shiraz sein kann. Ein Monument in der Weinwelt – nicht mehr und nicht weniger.
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