Tuesday, September 15, 2015

Samosas, Curry und viele Anekdoten - Eine Kochtour im Bo-Kaap mit Zainie Misbach


 Es ist Samstagmorgen und ich sitze auf den Stufen vor dem Bo-Kaap Museum und lasse mir die ersten Sonnenstrahlen des Tages ins Gesicht scheinen. Zum Sonnen bin ich hier jedoch heute nicht hergekommen, vielmehr warte ich auf Zainie Misbach. Denn heute werde ich mich einer ihrer "Bo-Kaap Cooking Tours" anschließen.

Dieses Viertel hat aufgrund seiner besonderen Bevölkerungstruktur eine ganz eigenständige Küche. Einflüsse aus Indonesien, Indien und den Gerichten der europäischen Siedler haben eine einzigartige Mischung hervorgebracht, die sich durch einen starken Fokus auf Masalas (Gewürzmischungen) auszeichnet, ohne dabei jedoch die Schärfe der indischen Küche zu erreichen.
Bekannte Gerichte sind beispielsweise Daltjies und verschiedene Currygerichte.

Das Bo-Kaap mit dem Lion's Head im Hintergrund.
 Inzwischen hat sich die ganze Gruppe zusammengefunden und Zainie begrüßt uns herzlich. Nach einer kleinen Einführung über die Tour, das Bo-Kaap und die hiesige Küche begeben wir uns in den Gewürzladen auf der anderen Straßenseite. Hier erklärt uns Zainie die wichtigsten Gewürze der Kapmalaien-Küche und wie sie zu Masalas gemischt werden.




 Anschließend führt sie uns kurz durch das Viertel. Zainie wohnt hier seit vielen Jahrzehnten und kennt die Gegend und ihre Bewohner bis ins kleinste Detail. Auch Kochen gehört für sie seit langer Zeit zum Alltag. Nach eigener Aussage hat sie alles von ihrer Großmutter gelernt. Und sie erkannte, dass viele Traditionen in Kapstadt in Vergessenheit geraten waren. Um alte Rezepte und Kochmethoden wieder zu etablieren, eröffnete sie zwei Restaurants, darunter das Noon-Gun Resttaurant. Beide Restaurants sind inzwischen verkauft, seit 10 Jahren widmet sich Zainie ausschließlich ihren Kochtouren, in denen sie ihre Kochkünste verbunden mit vielen Anekdoten weitervermitteln möchte.

Nach unserer kleinen Tour begeben wir uns zu Zainies Haus und betreten eine kleine Oase. Das Haus selbst ist gemütlich eingerichtet und wirkt einladend. Das wahre Highlight ist jedoch der Garten. Auf der Veranda des Hauses wachsen Bananen und durch eine Tür gelangen wir in den großen Gemeinschaftsgarten der umliegenden Häuser. Neben den allgegenwärtigen Bananen finden sich hier auch noch Olivenbäume. Ein wunderschöner Ort, der zum verweilen einlädt.

Eine Bananenstaude in Zainies Garten.
 Aber wir wollen nicht verweilen, wir wollen kochen. Gesagt-getan! Jeder von uns zieht sich eine Schürze an und wir beginnen, das Hähnchencurry vorzubereiten. Zuerst wird das Masala gemischt und dann die Basis aus Zwiebeln und Tomaten vorbereitet. Nach und nach kommen die restlichen Zutaten in den Topf, dann wird alles für einige Zeit geschmort. Jeder von uns macht einen anderen Arbeitsschritt, so dass niemand passiv bleibt. Zainie gibt währenddessen Tips, wie wir Currys am besten kochen und unterhält uns mit ihrer fröhlichen Art.

De Grundzuaten für das Masala: Kurkuma, Kreuzkümmel, Koriander, Paprika Kardamom
Unser Hähnchencurry entwickelt sich langsam, aber stetig.


Zainie gibt Anweisungen
Nachdem das Curry fertig vorbereitet ist, widmen wir uns den Rootis, dünnen Brotfladen, die in der Pfanne zubereitet werden. Bevor sie fertiggestellt werden, müssen sie verschiedene Arbeitsschritte durchlaufen, die sehr genau befolgt werden müssen. Alle sind jedoch überrascht wie einfach es eigentlich ist, Zainies Anweisungen zu folgen, die zunächst kompliziert wirken. Sobald wir jedoch selbst tätig werden, fühlt es sich an, als hätten wir nie etwas anderes getan.

Zainie zeigt uns die richtige Ausrolltechnik.

So weit, so gut.

Die Fladen werden anschließend zu Teigklößen geformt



Der Brotteig ruht im Kühlschrank, die Curry köchelt auf dem Herd - nun ist es Zeit für die Snacks, genauer gesagt Daltjies und Samosas. Erstere sind kleine frittierte Teigballen mit Beigaben wie Spinat oder Chili. Zusammen produzieren wir den Teig und jeder darf einige Ballen ins heiße Öl geben. Nachdem alles abgekühlt ist, stürzen wir uns auf unsere selbstproudzieren Bällchen. Dazu gibt es typische Chilisaucen, die den Geschmack abrunden. Begeisterung kommt auf, denn selbstgemacht schmeckt eben am besten.

Daltjies im heißen Öl.


Frisch gestärkt machen wir uns an die Samosas. Das sind kleine gefüllte Teigdreiecke, vergleichbar mit Frühlingsrollen. Zainie zeigt uns die spezielle Falt- und Fülltechnik und dann werden wir wieder selbst aktiv. Und auch hier fällt es uns schnell leicht, alles richtig zu machen.

Die Füllung für unsere Samosas: Gewürztes Hackfleisch, Zwiebeln und Koriander.
Fertig zum Frittieren.
Nachdem auch die Samosas unserem Hunger zum Opfer gefallen sind, bereiten wir noch die Rootis in der Pfanne zu, unser Curry braucht schließlich eine Beilage.

Die Rootis werden gebacken.
 Nachdem alles fertig ist, ist es Zeit, die Früchte unserer Arbeit zu ernten: Das Curry wird serviert.
In gemütlicher Runde sitzen wir gemeinsam am Tisch und lassen es uns schmecken. Zainie hat wieder unzählige Geschichten parat und so vergeht die Zeit wie im Flug. Satt und zufrieden verlassen wir nach fast vier Stunden Zainies Haus und es fühlt sich an, als würden wir uns schon ewig kennen.
Zum Abschied bekam jeder von uns noch ein Päckchen Garam Masala, einer typischen Gewürzmischung der Kapmalaien-Küche und ein Heft mit allen Rezepten des Kurses, so dass wir das Essen jederzeit nachkochen können.


Unsere Gastgeberin an ihrer Haustür.

Die Kochtour ist eine der besten Möglichkeiten, Kultur und Küche des Bo-Kaaps kennenzulernen und in eine versteckte Welt einzutauchen. Nichts fühlt sich aufgesetzt oder touristisch an, wir konnten spüren, wieviel Spaß Zainie ihre Touren selbst machen. Sie ist eine wundervolle Gastgeberin und weiß, wie ihre Gäste Spaß am Kochen bekommen und interessiert bleiben.
Wer in Kapstadt nicht nur gut essen und trinken will, sondern auch selber etwas kochen möchte, kommt um diese Tour nicht herum. Umfangreiches Wisssen über Küche, Kultur und Geschichte, alles locker und unterhaltsam vermittelt, für mich war diese Tour eines der absoluten Highlights meines Kapstadtaufenthaltes.



Die Touren kosten 700 Rand und beginnen um 10:30 Uhr. Es empfiehlt sich, frühzeitig zu buchen, da die Plätze sehr begehrt sind. Aber auch spontane Gäste haben häufig noch Chancen, kurzfristig einer Gruppe beizutreten. Eine Buchung im Voraus ist jedoch immer notwendig.

Wer nicht selber kochen will, aber trotzdem die Küche des Bo-Kaaps kennenlernen möchte, kann auch die geführte Tour mit anschließendem 3-Gänge Menü wählen, diese kostet 400 Rand.


 


Zainies Internetseite mit allen Infos


Von: Johannes Huland

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