Tuesday, June 23, 2015

Boulder's Beach - Schwimmen mit Pinguinen

Es ist brüllend heiss in meinem Mercedes, es sind knapp 35 Grad und die Klimaanlage funktioniert mal wieder nicht. Na, schließlich ist er ja auch schon fast so alt wie sein Besitzer. An so einem heissen Sommertag gibt es nur einen Ort, an dem man es aushalten kann. Das Meer. Wir sind unterwegs zum Kap, südlich von Kapstadt.
Die Küste von Kapstadt in Richtung Kap der Guten Hoffnung ist malerisch. Kilometerlang kann kann auf der Hauptstraße zu seiner linken Seite das Meer bestaunen. Zwischen Meer und Straße führt eine kleine Bahnstrecke entlang, auf der die gelben Züge an der Küste entlang rollen, meist jedoch mit einigen Minuten Verspätung und zu Stoßzeiten voll bis unter’s Dach.

Auf halbem Weg zum Kap liegt Simon’s Town. Und in Simon’s Town gibt es einen ganz besonderen Strand. Zu diesem fahre ich heute mit meiner Frau und unserem Besuch aus Deutschland. Mein Freund aus Hamburg war noch nie in Kapstadt. Der Strand, zu dem wir wollen, heißt Boulder’s Beach und ist ein kleiner Strand in einer Bucht. Das besondere an diesem Strand ist nicht das Meer, der Sand oder eine abgelegene Lage. Man muss diesen Strand mit vielen anderen teilen, und dafür sogar noch Eintritt zahlen. “Also warum zum Henker fahren wir dahin?” kommt da von unserem Besuch auf dem Rücksitz. “Du wirst schon sehen, warte nur ab!”
In Simon’s Town angekommen wird einem sofort klar, dass dieser Ort bei Touristen sehr beliebt ist. Zwischen dem Marktplatz und Boulder’s Beach reihen sich ein Souvernirgeschäft an’s andere. Und überall sind Verkaufsstände aufgebaut. “Schau mal, hier können wir doch was für meine Eltern kaufen!?” Zur Auswahl stehen meinem Freund hunderte von Holz- und Metallfiguren, meist von Elefanten, Giraffen und Pinguinen. “Pinguine? Warum verkaufen die hier Pinguin-Figuren?” fragt er verdutzt. “Sind die nicht eher am Südpol zu Hause?”
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Ein Grinsen kann ich mir in diesem Moment nicht verkneifen. Schließlich weiß er noch nicht, mit wem er gleich den Strand teilen muss. “Komm, lass uns doch erstmal zum Strand, sonst ist er bald zu voll.” Am Boulder’s Beach traut er seinen Augen kaum. Hinter dem Zaun neben dem Holzweg sieht er zum ersten Mal die Tiere, die diesen Ort so berühmt machen: Pinguine! “Sind das Pinguine???” “Ja, natürlich sind das Pinguine, für Giraffen sind die ja ein bißchen zu klein geraten, oder?” Und so erkläre ich ihm, dass die Pinguine hier am Kap leben, in Ihrer Pinguin-Kolonie. Direkt neben dem Strand kann man in einem Museum mehr über die kleinen Zweibeiner erfahren. Der Holzweg führt einige hundert Meter an Pinguingehegen entlang. Viele von den Jungs verstecken sich im Gebüsch oder in ihren kleinen Hütten, die jeweils mit einer Nummer markiert sind. Da unser Freund erstmal dutzende Fotos von den Pinguinen und der atemberaubenden Aussicht auf den Ozean machen muss, verzögert sich der Sprung ins Meer noch ein wenig. Um die Sache zu beschleunigen, mache ich meinen Gast noch darauf aufmerksam, dass das Wasser hier deutlich wärmer sei als im Zentrum von Kapstadt. Da Kapstadt am kalten Atlantik liegt und Simon’s Town in Richtung Indischem Ozean, der warmes Wasser führt.

Überzeugt, nun kann’s in’s Wasser gehen. Um an den Strand zu gelangen, müssen wir noch Eintritt zahlen. “Der Strand ist aber ziemlich klein!” mosert mein Freund in typisch deutscher Touristen-Manier. Fehlen eigentlich nur noch die weißen Socken in seinen Sandalen. Die hat er aber zum Glück nicht an. Am Strand und im Wasser schießen zahlreiche Felsbrocken in die Höhe. Diese sehen aus wie die Felsen, die der Gallier Obelix immer auf dem Rücken trägt. Nachdem die Handtücher ausgebreitet sind, geht’s in’s Wasser. Aber da kommt uns doch was im Wasser entgegen? Ja, ein Pinguin. “Wie, die schwimmen hier draußen mit uns rum; so ganz ohne Gitter?” Ja, die schimmen mit uns, ohne Gitter. “Willkommen am Boulder’s Beach! Jetzt weißt du, warum wir hier Eintritt gezahlt haben.” Und schon schwimmt der flossige Freund an uns vorbei, ganz unbeeinruckt. Schließlich sind die an die ganzen Menschen an ihrem Strand schon lange gewöhnt.

Später am Nachmittag, als wir auf unseren Handtüchern liegen, kommt einer der Pinguine nach seinem Bad in der Bucht auf uns zu. Für seine nur 50cm watschelt er aber ziemlich flink über den Sandstrand. Kurz vor unseren Handtüchern macht er nen Schlenker nach links und verschwindet daraufhin ziemlich schnell in der Felswand hinter uns. Kurze Zeit später raschelt es hinter uns. Dem Rascheln folgt ein fast ohrenbetäubendes Geräusch. Hinter einem Busch in der Felswand zu sehen sind zwei Pinguine. “Moment, machen die etwa grade das, was ich denke, dass sie tun?” fragt der Tourist unter uns. “Ja, Mama Pinguin und Papa Pinguin haben grade ein wenig Spaß miteinaner.” Boulder’s Beach halt. Denn auch das ist Kapstadt. Sonne, Strand und Pinguine.
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Pinguinkolonie Boulder’s Beach
Im Jahr 1983 wurde zum ersten Mal ein Pärchen Afrikanischer Pinguine in Simon’s Town gesichtet. 1985 haben sie zum erstem Mal Eier gelegt. Seitdem hat sich die Zahl der Pinguine rasant um ca. 60% pro Jahr vergrößert. Im Jahr 1997 waren es bereits 2350 Pinguine. Viele Pinguine sind von anderen Orten nach Boulder’s Beach übergesiedelt, viele sind dort geboren. Ein Grund für die Zuwanderung liegt darin, dass am Boulder’s Beach, im Gegensatz zu anderen Stränden in der Region, nicht kommerziell gefischt werden darf. Zu Beginn der Kolonie haben Anwohner teilweise unter dem starken Wachstum gelitten, da die Pinguine häufig in die Gärten vorgedrungen sind. Auch die Lautstärke und der Geruch waren ein Problem. Daher wurde der Strand vom Cape Peninsula Nationalpark übernommen und der Bereich mit Zäunen abgeriegelt. Boulder’s Beach ist weltweit der einzige Strand, an dem Menschen mit Pinguinen schwimmen können. Inzwischen sind auch viele andere Vogelarten in der Kolonie zu Hause. Afrikanische Pinguine wiegen zwischen 2.1 und 3,7kg und werden bis zu 50cm groß.
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Tipps
Es ist absolut ungefährlich, mit den Pinguinen am selben Strand zu liegen und zu schwimmen. Die Tiere sind an Menchen gewöhnt und nähern sich den Besuchern auch nicht. Allerdings sollte man trotzdem dringend davon absehen, den Pinguinen zu nahe zu kommen oder sie gar zu füttern. Pinguine schnappen zu, wenn sie sich bedroht fühlen. Wenn man mit dem Auto unterwegs ist, sollte man vor der Abfahrt kontrollieren, ob sich ein Pinguin unter dem Wagen befindet. Da viele der Pinguine auf die Parkplätze gelangen. Boulder’s Beach zeigt, wie gut Mensch und Pinguin zusammenleben können.
Simon's Town-20121220-01198
Adressen und Kontakte
Boulder’s Beach penguin colony
Kleintuin Road
Sea Forth, Simon’s Town
Tel.: 021/7862329
www.tmnp.co.za

Öffnungszeiten:



Dezember-Januar: 07:00-19:30 Uhr
Februar-März: 08:00-18:30 Uhr
April-September: 08:00-17:00 Uhr
Oktober-November: 08:00-18:30 Uhr
Dieser Blog wurde von Jo Weber geschrieben.
Mehr von Jo Weber gibt es in seinem ebook "joweberamkap - Meine Auswanderergeschichten aus Kapstadt" auf Amazon.de: 

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