Es ist 12 Uhr, als wir in Gugulethu ankommen, einem Township knapp 15 Kilometer östlich von Kapstadts Zentrum. Auch die Townships gehören zu Kapstadts Stadtbild, ebenso wie der Strand des Atlantiks und die luxuriöse Promenade Camps Bays. Sie liegen so nah an dem Highway, dass man sie auch gar nicht übersehen kann. In den meisten Townships reiht sich ein Wellblechhaus ans andere. Gugulethu zählt zu den „besseren" Townships, in welchem die meisten Menschen in Häusern aus Beton leben. Und so fahren wir durch Gugulethu, zu dem Haus, das hier bekannt ist wie kein zweites.
Entlang der Hauptstraße parken bereits zahlreiche Autos und Minibusse. Nachdem wir unseren Wagen geparkt haben, gehen wir ins Mzoli‘s. Diesen Platz wollen wir heute unserem Kollegen aus Indien zeigen - Rajesh. „Du wirst den Platz mögen. Viel Fleisch, viel Bier und viele Leute", versichert ihm mein Kollege und Freund Leroy. Und so machen sich ein Inder, ein Südafrikaner und ein Deutscher auf den Weg zum Grillen.
Mzoli’s (ausgesprochen Msolis) ist ein Metzger, bei dem man sein Fleisch direkt grillen und essen kann. Vor dem Haus sitzen und stehen schon Hunderte Menschen mit ihrem Fleisch und Bier in der Hand. Es ist ziemlich crowded - ziemlich voll. Viele von den Besuchern kommen aus dem Township, viele fahren hier regelmäßig aus den anderen Ecken Kapstadts hin. Es ist ein beliebter Treffpunkt, besonders am Wochenende.
Die Schlange vor der Tür ist allerdings schon ziemlich lang. Es wird also noch ein paar Minuten dauern, bis wir an unser Fleisch kommen. Doch das Warten auf das Fleisch gehört zu so einem Trip ins Mzoli‘s einfach dazu, genauso wie das dichte Gedrängel auf der Straße davor. Die Leute sitzen hier wirklich Hintern an Hintern - auf der Straße, dem Bordstein, den Mauern oder den wenigen Bänken. Die Stimmung ist dafür sehr entspannt, aus den Lautsprechern des Mzoli‘s brummt Musik. Die Sonne knallt mit knapp unter 30 Grad auf den heißen Asphalt.
„Jo, take a picture of me and that chick." Leroy hat bereits mit einem Mädel angebandelt und möchte ein Foto mit ihr haben. Sie grillt grade auf ihrem eigenen, kleinen Grill Würstchen und verkauft diese. Gesagt, getan. „Jetzt lasst uns aber mal reingehen, ich hab schon Hunger“, mache ich meine Kollegen aufmerksam. Kurze Zeit später stehen wir auch schon im Mzoli’s. Es ist ziemlich eng vor der Theke, da von draußen immer mehr Menschen hineinströmen. Nun können wir uns unser Fleisch aussuchen - Steak, Kotelettes, Würstchen und natürlich Boerewors, die traditionelle südafrikanische Wurst, die bei keinem traditionellen „Braai“, wie Grillen in Südafrika genannt wird, fehlen darf. Boerewors ist sehr grob, aber schmackhaft – vor allem mit ein paar Zwiebeln und Ketchup.
Nachdem wir uns alle unser Fleisch ausgesucht haben, gehen wir zum Hinterausgang wieder raus. Dort befindet sich im Innenhof ein riesiger Schwenkgrill, auf den wir auch schnell unser Fleisch legen. Ein unnachahmlicher Grillgeruch liegt in der Luft, der die Vorfreude auf unser Fleisch weiter steigen lässt.
Nach ein paar Minuten sind wir schon mit unserem Grillfleisch auf der Suche nach nem Platz zum Essen. „Jo hier im Mzoli‘s ist es viel zu voll. Hier finden wir nie nen Platz." Recht hat der Leroy. So stellen wir uns nach draußen vor das rote Backsteinhaus und essen dort. So kommen wir auch leichter an Erfrischungen. Der Kiosk mit dem Bier liegt gegenüber vom Mzoli‘s. Sonne, Fleisch und Bier, der Nachmittag kann kaum schöner werden.
Auf den Straßen vorm Mzoli‘s herrscht geschäftiges Treiben. Viele in der Gegend verdienen mit den Touristen, die hier jedes Wochenende hinkommen, ihr Geld. So gehören Männer mit Sonnenbrillen in der Hand oder Bier hinterm Tresen zum Bild, ebenso wie Leroys Bekanntschaft, die Würstchen verkauft.
So verbringen wir einige Zeit vorm Mzolis und genießen unser Gegrilltes. Auch unser Kollege Rajesh hat an seiner südafrikanische Boerewors Gefallen gefunden. In ein paar Tagen fliegt er wieder zurück nach Indien und kann von den grillverrückten Südafrikanern berichten.
Mzoli‘s
Der Metzger Mzolis wurde im Jahr 2003 gegründet und ist nach seinem Besitzer Mzoli Ngcawuzele benannt. Mzoli‘s startete als normaler Metzger und hat sich über die Jahre zu einem Treffpunkt für Menschen aus Kapstadt entwickelt. Heute gehört der Metzger zu einer Touristenattraktion in Kapstadt und lockt regelmäßig auch Prominente aus Musik und Fernsehen an. In vielen Reiseführern gilt Mzoli‘s als Geheimtipp. Die Bevölkerung Gugulethus, in dem sich das Mzoli‘s befindet, setzt sich zu 98% aus Schwarzen und 1% Farbigen zusammen. Der Stadtteil wurde in den 1960ern während der Apartheid gegründet, um schwarze Südafrikaner aus der Innenstadt Kapstadts umsiedeln zu können. Damals wurde es Schwarzen nicht gestattet, in der Innenstadt zu wohnen, so dass sie über die Jahre in Townships wie Gugulethu umgesiedelt wurden. Viele Familien, die während der Apartheid umgesiedelt wurden, leben noch heute in Gugulethu.
Tipps
Es empfiehlt sich, vor allem als europäischer Tourist, Gugulethu nur in einer Gruppe zu besuchen. Gugulethu mag sicherer als andere Townships sein, dennoch ist die Kriminalität in diesem Stadtteil deutlich über dem Durchschnitt. Daher sollten Wertgegenstände wie Kameras, Uhren oder Handys nie offen getragen oder gar zur Schau gestellt werden. Wer einen ausgedehnten Nachmittag im Mzoli‘s verbringen möchte, sollte darauf achten, Gugulethu vor Einbruch der Dunkelheit wieder zu verlassen – sicher ist sicher.
Adressen und Kontakte:
Mzoli’s
Ny 115
Guguletu
Cape Town 7751
Ny 115
Guguletu
Cape Town 7751
Dieser Blog wurde von Jo Weber geschrieben.
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