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Tuesday, September 29, 2015

Townships und ihre Zukunft


Die Townships Südafrikas sind Überbleibsel der Apartheid und Sinnbild für Diskriminierung. Assoziert mit Armut und Kriminalität, führen sie oft ein Schattendasein.
Um mit diesen Vorurteilen aufzuräumen, gibt es unzählige verschiedene Touren, die den Besuchern das Leben in den Townships näherbingen wollen. Das Leben dort ist nämlich trotz vieler Unterschiede oftmals gar nicht so weit von unserem Alltag entfernt, wie wir uns das vorstellen.

Eine dieser Touren wird von Coffeebeans Routes durchgeführt. Sie nennt sich Township Futures in Cape Town. Es geht jedoch weniger darum, die Townships als solche zu präsentieren. Vielmehr liegt der Fokus darauf, Zukunftsperspektiven für diese Bezirke zu präsentieren. Denn die Townships sind in Bewegung. Seit Jahren kommen immer neue Projekte hinzu, die für mehr Jobs, bessere Infrastruktur oder neue soziale Impulse sorgen wollen und hier durchaus Erfolge aufweisen können.

Genau diese Projekte sollen auf der Tour gezeigt und bekannt gemacht werden. So treffen wir uns morgens um Neun in der Niederlassung von Coffeebeans Routes, welche bezeichnenderweise in der Hope Street liegt. Hier wird uns kurz die Idee der Tour präsentiert. Danach geht es in den Minibus - die nächsten vier Stunden verbringen wir in den Townships Langa und Khayelitsha.

Unser erster Stop ist das Langa Heritage Museum. Hier erhalten wir eine Einführung über die Bedeutung und Geschichte von Langa und lernen hier gleichzeitig, warum Townships überhaupt entstanden sind. Anhand von Luftaufnahmen und anderen Fotografien lässt sich hier gut nachvollziehen, wie das Gebiet sich von einem Arbeitslager zu einem Stadtbezirk entwickelt hat.
Unser Guide erklärt uns anschaulich, wie die Unterdrückung in der Apartheid über Jahrzehnte hinweg perfektioniert wurde. Beispielsweise mussten alle Bewohner der Townships immer ihren Pass bei sich tragen, selbst wenn sie schliefen. Lag ihr Pass auch nur auf dem Tisch neben ihnen, hatten sie ihn offiziell nicht dabei und konnten verhaftet werden.

Das Wachstum Langas von 1938 - 1976. Ursprünglich war es ein Arbeitslager für Männer.
Als Anhaltspunkt für den Vergleich dient das X-förmige Gebäude.



 Langa hat viele dunkle Kapitel miterlebt, doch nun geht es langsam aufwärts. Das zeigt uns besonders die nächste Station, IKhaya le Langa. Es handelt sich um ein Projekt, dass das Viertel sicherer, zukunftssicher und lebswerter machen soll. Wörtlich übersetzt heißt es: Platz, an dem die Sonne aufgeht. Ins Leben gerufen wurde das Projekt von Tony Elvin, einem Briten. Er hat eine alte Schule in einen Kultur-Hub umgebaut. Hier gibt es ein Cafe, Foto-Ausstellungen von lokalen Fotografen, Social-Media Kurse, die von Microsoft gesponsert werden und vieles mehr. Tonys Vision ist es, in Langa eine Art zweites Stadtzentrum neben der City Bowl zu schaffen. Er zeigt uns auf der Karte, wie ihm diese Idee gekommen ist: Betrachtet man Kapstadt inklusive Vororten, bildet Langa ziemlich genau das Zentrum dieses Gebiets. Es ist noch ein weiter Weg, doch Tony ist zuversichtlich, dass seine Ziele erfüllt werden können. Wer mehr über sein projekt erfahren möchte, kann ihm auf Facebook folgen oder seine gerade erst veröffentlichte Internetseite besuchen. Auch hier ist vieles noch unfertig, aber der Stein ist ins Rollen gebracht.

Bevor hier Kapstädter Künstler die Mauer mit Kunst verschönert haben, befand sich hier ein Müllabladeplatz. Dank der Kunst ist es sauberer geworden.


Nun begeben wir uns nach Khayelitsha, dem größten Townships Kapstadts und nach Soweto in Johannesburg das zweitgrößte des Landes. Zusammen mit den informellen Teilen des Gebiets wohnen hier über eine Million Menschen. Bei solchen Ausmaßen wird uns schnell klar, welche Bedeutung die Townships in Zukunft haben könnten: Khayelitsha ist eine Stadt innerhalb einer Stadt. Es gibt hier alles, außer einem Hotel.

Zunächst fahren wir durch die informellen Teile der Siedlung. Wellblechhütten, soweit das Auge reicht. So habe ich mir immer die Townships vorgestellt, bevor ich nach Südafrika gekommen bin. Aber auch wenn die Bedingungen hier sehr ärmlich sind: es gibt Strom, sanitäre Anlagen und das Leben ist nicht aussschließlich gekennzeichnet durch Schmutz und Elend.

Jede Menge Blech...
Nun kommen wir in den Teil des Viertels, der mit normalen Steinhäusern bebaut ist. Hier wird gerade ein hochmodernes Krankenhaus errichtet, es gibt Haltestellen von Bus und Bahn und auch sonst wirkt alles ganz anders, als sich Außenstehende das Leben hier vorstellen. Das nicht alles ganz normaler innerstädtischer Alltag ist, lässt sich an dem kleinen Markt erkennen, wo Fleisch von Fliegen umschwirrt auf einer Holzpritsche angeboten wird und Hühner vor den Augen der Kunden gerupft werden. Dennoch sind die Zustände viel normaler, als viele Besucher es erwarten würden.

Eine typische Marktszene


Ja, es gibt hier wirklich alles.
Unser nächster Stop ist eine kleine Werkstatt mitten im Township. Hier werden Sonnenkollektoren repariert und Wege gefunden, um die Häuser besser zu isolieren. Seit 2008 wurden tausenden neue Sonnenkollektoren auf den Steinhäusern in Khayelitsha installiert, um für günstiges, warmes Wasser zu sorgen. Einige davon stammen aus China und die Montagegerüste rosten recht schnell. In der Werkstatt werden in Eigenregie neue Gerüste geschweißt und andere kleine Arbeiten erledigt. Selbsthilfe wird hier groß geschrieben und Probleme werden unkompliziert und schnell gelöst.
Jeder arbeitet hier Hand in Hand, da die Bewohner wissen, wie wichtig Solidarität für sie ist

Am Ende der Tour fühle ich mich, als hätte mir jemand die Augen geöffnet. Auch wenn Armut, Schmutz und Kriminalität weiterhin große Probleme darstellen, sind die Townships bei weitem nicht die Elendsviertel, für die ich sie aus meiner europäischen Perspektive immer gerhalten habe. Sie haben Potential und die Bewohner zeigen eine unglaubliche Motivation, ihre Lebensbedingungen zu verbessern.
Und die Zukunft wird weiteren Aufschwung bringen. Wenn die Projekte, die wir kennengelernt haben, Wirkung zeigen, werden sich die Townships mittel- bis langfristig stark verändern und eine bedeutendere Rolle in der Stadtentwicklung einnehmen.
Es wird noch viel Zeit vergehen, doch die ersten Anzeichen von Veränderung sind vielversprechend und lassen Hoffnung aufkommen.




Weitere Infos zu Coffeebeans Routes, die auch andere interessante Touren in Kapstadt anbieten, wie zum Beispiel eine Jazz-Tour: http://coffeebeansroutes.com/
Unsere Tour findet jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag statt, dauert ungefähr vier Stunden und kostet 80 USD für Erwachsene und 60 USD für Kinder.



Von: Johannes Huland
©Bilder: Malena Lange

Tuesday, July 7, 2015

Mzoli‘s - Grillfest im Township


Es ist 12 Uhr, als wir in Gugulethu ankommen, einem Township knapp 15 Kilometer östlich von Kapstadts Zentrum. Auch die Townships gehören zu Kapstadts Stadtbild, ebenso wie der Strand des Atlantiks und die luxuriöse Promenade Camps Bays. Sie liegen so nah an dem Highway, dass man sie auch gar nicht übersehen kann. In den meisten Townships reiht sich ein Wellblechhaus ans andere. Gugulethu zählt zu den „besseren" Townships, in welchem die meisten Menschen in Häusern aus Beton leben. Und so fahren wir durch Gugulethu, zu dem Haus, das hier bekannt ist wie kein zweites.
Entlang der Hauptstraße parken bereits zahlreiche Autos und Minibusse. Nachdem wir unseren Wagen geparkt haben, gehen wir ins Mzoli‘s. Diesen Platz wollen wir heute unserem Kollegen aus Indien zeigen - Rajesh. „Du wirst den Platz mögen. Viel Fleisch, viel Bier und viele Leute", versichert ihm mein Kollege und Freund Leroy. Und so machen sich ein Inder, ein Südafrikaner und ein Deutscher auf den Weg zum Grillen.
Mzoli’s (ausgesprochen Msolis) ist ein Metzger, bei dem man sein Fleisch direkt grillen und essen kann. Vor dem Haus sitzen und stehen schon Hunderte Menschen mit ihrem Fleisch und Bier in der Hand. Es ist ziemlich crowded - ziemlich voll. Viele von den Besuchern kommen aus dem Township, viele fahren hier regelmäßig aus den anderen Ecken Kapstadts hin. Es ist ein beliebter Treffpunkt, besonders am Wochenende.


Die Schlange vor der Tür ist allerdings schon ziemlich lang. Es wird also noch ein paar Minuten dauern, bis wir an unser Fleisch kommen. Doch das Warten auf das Fleisch gehört zu so einem Trip ins Mzoli‘s einfach dazu, genauso wie das dichte Gedrängel auf der Straße davor. Die Leute sitzen hier wirklich Hintern an Hintern - auf der Straße, dem Bordstein, den Mauern oder den wenigen Bänken. Die Stimmung ist dafür sehr entspannt, aus den Lautsprechern des Mzoli‘s brummt Musik. Die Sonne knallt mit knapp unter 30 Grad auf den heißen Asphalt.
„Jo, take a picture of me and that chick." Leroy hat bereits mit einem Mädel angebandelt und möchte ein Foto mit ihr haben. Sie grillt grade auf ihrem eigenen, kleinen Grill Würstchen und verkauft diese. Gesagt, getan. „Jetzt lasst uns aber mal reingehen, ich hab schon Hunger“, mache ich meine Kollegen aufmerksam. Kurze Zeit später stehen wir auch schon im Mzoli’s. Es ist ziemlich eng vor der Theke, da von draußen immer mehr Menschen hineinströmen. Nun können wir uns unser Fleisch aussuchen - Steak, Kotelettes, Würstchen und natürlich Boerewors, die traditionelle südafrikanische Wurst, die bei keinem traditionellen „Braai“, wie Grillen in Südafrika genannt wird, fehlen darf. Boerewors ist sehr grob, aber schmackhaft – vor allem mit ein paar Zwiebeln und Ketchup.

Nachdem wir uns alle unser Fleisch ausgesucht haben, gehen wir zum Hinterausgang wieder raus. Dort befindet sich im Innenhof ein riesiger Schwenkgrill, auf den wir auch schnell unser Fleisch legen. Ein unnachahmlicher Grillgeruch liegt in der Luft, der die Vorfreude auf unser Fleisch weiter steigen lässt.
Nach ein paar Minuten sind wir schon mit unserem Grillfleisch auf der Suche nach nem Platz zum Essen. „Jo hier im Mzoli‘s ist es viel zu voll. Hier finden wir nie nen Platz." Recht hat der Leroy. So stellen wir uns nach draußen vor das rote Backsteinhaus und essen dort. So kommen wir auch leichter an Erfrischungen. Der Kiosk mit dem Bier liegt gegenüber vom Mzoli‘s. Sonne, Fleisch und Bier, der Nachmittag kann kaum schöner werden.
Auf den Straßen vorm Mzoli‘s herrscht geschäftiges Treiben. Viele in der Gegend verdienen mit den Touristen, die hier jedes Wochenende hinkommen, ihr Geld. So gehören Männer mit Sonnenbrillen in der Hand oder Bier hinterm Tresen zum Bild, ebenso wie Leroys Bekanntschaft, die Würstchen verkauft.

So verbringen wir einige Zeit vorm Mzolis und genießen unser Gegrilltes. Auch unser Kollege Rajesh hat an seiner südafrikanische Boerewors Gefallen gefunden. In ein paar Tagen fliegt er wieder zurück nach Indien und kann von den grillverrückten Südafrikanern berichten.
Mzoli‘s
Der Metzger Mzolis wurde im Jahr 2003 gegründet und ist nach seinem Besitzer Mzoli Ngcawuzele benannt. Mzoli‘s startete als normaler Metzger und hat sich über die Jahre zu einem Treffpunkt für Menschen aus Kapstadt entwickelt. Heute gehört der Metzger zu einer Touristenattraktion in Kapstadt und lockt regelmäßig auch Prominente aus Musik und Fernsehen an. In vielen Reiseführern gilt Mzoli‘s als Geheimtipp. Die Bevölkerung Gugulethus, in dem sich das Mzoli‘s befindet, setzt sich zu 98% aus Schwarzen und 1% Farbigen zusammen. Der Stadtteil wurde in den 1960ern während der Apartheid gegründet, um schwarze Südafrikaner aus der Innenstadt Kapstadts umsiedeln zu können. Damals wurde es Schwarzen nicht gestattet, in der Innenstadt zu wohnen, so dass sie über die Jahre in Townships wie Gugulethu umgesiedelt wurden. Viele Familien, die während der Apartheid umgesiedelt wurden, leben noch heute in Gugulethu.

Tipps
Es empfiehlt sich, vor allem als europäischer Tourist, Gugulethu nur in einer Gruppe zu besuchen. Gugulethu mag sicherer als andere Townships sein, dennoch ist die Kriminalität in diesem Stadtteil deutlich über dem Durchschnitt. Daher sollten Wertgegenstände wie Kameras, Uhren oder Handys nie offen getragen oder gar zur Schau gestellt werden. Wer einen ausgedehnten Nachmittag im Mzoli‘s verbringen möchte, sollte darauf achten, Gugulethu vor Einbruch der Dunkelheit wieder zu verlassen – sicher ist sicher.
Adressen und Kontakte:
Mzoli’s
Ny 115
Guguletu
Cape Town 7751

Dieser Blog wurde von Jo Weber geschrieben.
Mehr von Jo Weber gibt es in seinem ebook "joweberamkap - Meine Auswanderergeschichten aus Kapstadt" auf Amazon.de:

www.amazon.de/dp/B00YJGMB3U/

Thursday, August 14, 2014

Eine Zukunft ausserhalb von Khayelitsha


Von: Kimberly Gepkens

Khayelitsha ist das drittgrösste Township Südafrikas und liegt am Stadtrand von Kapstadt. Noch heute herrscht in manchen Teilen des Townships grosse Armut und resultierend daraus viel Gewalt. „Gogo’s kitchen“ und ihre Helfer, wie Balu, Tobile, Pat und Simethemba, versuchen den Kindern und Jugendlichen eine Perspektive zu geben und sie vor allem aus den Gangs zu bekommen.














(von links nach rechts, Simethemba Gewabe, Pat Tswangela, Tobile Qampa) 

Ausgrenzung ist ein Problem, mit dem nur Wenige klarkommen, unabhängig von Nationalität, Kultur und Einstellung. Khayelitsha gehört zu Kapstadt, wie Kreuzberg zu Berlin und doch empfinden es die Bewohner des Townships ganz anders. „Sie sehen sich, wie eine Insel, die ausserhalb liegt und Kapstadt ist die grosse Stadt“, so Balu, Unterstützerin der Projekte von „Gogo’s kitchen“ und Koordinatorin. Vom Flughafen nach Kapstadt oder umgekehrt, fährt man automatisch an Khayelitsha vorbei, aber eben nur vorbei und keinen würde es kümmern, was dort passiert. So scheint es zumindest.

Immerhin ein Anfang

Die Eltern können ihren Kindern oft keine Orientierung bieten, da sie arbeitslos sind und/ oder nicht das Wissen besitzen, um sie zu unterstützen. Daher haben die meisten Kinder und Jugendlichen keine Ahnung, was draussen in der Welt auf sie wartet und was sie erreichen könnten. Dazu kommen die Probleme innerhalb des Townships: die Gangs. Die Mitglieder sind zwischen 14 und 20 Jahren alt und teilweise unfreiwillig involviert. Andere Mitglieder setzen sie unter Druck oder greifen sie an, um sie in die Gangs zu locken und zu halten. „Viele wollen daraus ausbrechen und der Gewalt entkommen, weshalb sich ein paar Leute zusammengetan haben, um ihnen zu helfen und gleichzeitig eine bessere Zukunft zu bieten. Für eine so starke Veränderung, wird jedoch eine ganze Armee gebraucht“, so Pat Tswangela, Helferin vor Ort.

Mittlerweile besteht das Projekt „Ithemba“. Das ist isiXhosa und bedeutet Hoffnung. In diesem Projekt treffen sich ehemalige Gangmitglieder, um ihre Geschichten zu erzählen. Hier spielt Simethemba Gewabe eine grosse Rolle, selbst ehemaliges Gangmitglied, versteht er die Jugendliche und hat durch seine Geschichte einen guten Draht zu ihnen. Die Gruppe trifft sich immer in „Gogo’s kitchen“, einem Haus mit kleiner Küche, geleitet von einer älteren Frau. Es ist vergleichbar mit einem Jugendheim in Deutschland, doch hier wird noch gelebt, gekocht und dem Alltag nachgegangen. Denn ein richtiges Jugendheim gibt es in Khayelitsha nicht.

Gogo (dt. Großmutter) und Mam (dt. Tante), so werden sie von allen genannt, holten die Jugendlichen zu sich und sprachen mit ihnen. Gogo ist zu einer Vertrauensperson geworden. Jeder kommt zu ihr, wenn er ein Problem hat und sogar die Gangmitglieder reden offen mit ihr. Die Kinder kommen in „Gogo’s kitchen“, da sie dort singen, tanzen oder sich um den hauseigenen Gemüsegarten kümmern können und sich nicht auf der Strasse aufhalten. Diese Tanz-, Gesangs- und Gartenprojekte bieten ihnen Abwechslung und eine Aufgabe. Ausserdem unterstützt Gogo Musikgruppen und arbeitet als traditionelle Heilerin. So besitzt sie eine Art Apotheke in Khayelitsha, „Victorias herbals“. Sie bieten den Kindern nun seit ein paar Jahren ein Zuhause und Gemeindezentrum.

Von der Strasse nach oben

„Wir wollen den Jugendlichen zeigen, dass sie etwas in ihrem Leben erreichen können. Deshalb setzen wir uns mit ihnen hin und fragen nach ihren Wünschen und Plänen für die Zukunft, “ sagt Tobile Qampa, Mitarbeiter in Gogo’s kitchen. Er versucht sie in ihren Plänen zu unterstützen und sich individuell mit jedem zu beschäftigen. Der erste Schritt hierbei ist sie überhaupt von der Strasse zu holen und dann kann weiter gearbeitet werden. Das Problem ist, dass es bisher teilweise nur Pläne sind, denn für die Umsetzung wird eine viel grössere Gemeinschaft benötigt. Daher entwickelt sich alles nur sehr langsam und es fehlt an Professionalität. So weiss man nie, wer zu einem Meeting erscheint und auch im Social Media Bereich sind sie nicht vertreten, was durch einen Blog geändert werden soll.

Es zeigen sich aber positive Entwicklungen in Bezug auf die zwischenmenschliche Ebene. Mam hat so grossen Einfluss auf die Gemeinschaft, dass ihr jeder zuhört, wenn sie an einen Ort kommt und anfängt zu sprechen. Die Kinder und Jugendlichen sehen sie als einen Elternersatz, was auch für die Gangmitglieder gilt, die ihr besonders am Herzen liegen. Dieser Einfluss geht auch über die Gebietsgrenzen hinaus. Khayelitsha ist in 22 Gebiete unterteilt, in denen die unterschiedlichen Gangs ihr Revier haben. Trotzdem würden sie kommen und Mam nach Rat fragen.

„Gogo’s kitchen“ sei sehr wichtig für die persönliche Entwicklung der Jugendlichen und in der Jugendentwicklung, da sie endlich einen Ort haben, wo sie jederzeit hingehen können. Die Menschen dort wollen ihnen mit Ratschlägen weiterhelfen und erzeugen eine sichere Umgebung für sie.

Hilfe muss nicht Bares sein

Für die Zukunft ist es wichtig, Partner zu finden, die den Jugendlichen Arbeit anbieten, auch wenn sie noch so klein ist. Einfach damit sie motiviert bleiben und das Gefühl bekommen, dass sie gebraucht werden. Ausserdem werden dringend Büros benötigt, damit die Projekte besser koordiniert und geplant werden können. Daher besteht grosse Hoffnung auf das Sponsoring eines Containers. Denn in „Gogo’s kitchen“ ist nicht genug Platz für alle, so viele suchen diesen Ort auf.

„Der Punkt an dem wir jetzt angekommen sind, ist ein Anfang, aber wir müssen alles auf ein höheres Level bringen und uns weiter entwickeln. Dabei spielen Partnerschaften eine sehr grosse Rolle“, so Balu (rechts auf dem Bild). Die Jugendlichen brauchen Mentoren, die ihnen etwas beibringen und zeigen, worauf sie achten müssen. Später sollen sie sich schliesslich selbst vermarkten und deshalb besuchen die Unterstützer von „Gogo’s kitchen“ immer wieder Geschäfte, um Arbeit für die Jugendlichen zu bekommen und sie als Partner zu gewinnen.

Natürlich spielt Geld eine Rolle, doch es geht nicht nur darum. Gemüse für den Garten, Trikots und Plätze für die Fussballprojekte oder Klamotten für das Schauspielprojekt „Reaching for the stars“ sind teilweise viel wichtigere Spenden. Es existieren genug Projekte, die dem Leben der Kinder und Jugendlichen einen Zweck und Ziele geben.

Positive Energie bringt positive Ergebnisse

„Momentan befinden wir uns in einer kleinen Ecke, aber unser Ziel ist es, mehr Projekte zu starten, diese zu vergrössern und mehr Menschen in unsere Arbeit mit einzubeziehen“, so Pat. Es ist wichtig den Jugendlichen zu zeigen, welche Möglichkeiten es gibt das Leben zu gestalten. Dabei darf natürlich nicht vergessen werden, dass sie Spass dabei haben müssen, damit sie motiviert bei der Sache bleiben. Daher bedeutet es den Helfern von 
„Gogo’s kitchen“ viel, sie amüsiert um sich zu haben.

Zukünftig hoffen sie auf deutlich mehr Unterstützung, besonders aus dem Ausland und von Übersee. Doch am wichtigsten ist ihnen, dass die meisten Kinder und Jugendlichen einmal das sein werden, was sie vom ganzen Herzen werden wollen. Bis dahin werden alle Beteiligten versuchen ihnen Mut zu geben, sie zu unterstützen und sie auf den höchsten 
Level ihres Lebens zu bekommen.

Falls Sie helfen wollen oder mehr Informationen sammeln möchten, schreiben Sie Balu: balu@balu.co.za .

Monday, July 21, 2014

Mandela Tag in einem Township



Von: Kimberly Gepkens

Townships sind Wohnsiedlungen die damals als Symbol der Rassentrennungspolitik für die schwarze, farbige und indische Bevölkerung eingerichtet wurden. Nelson Mandela kämpfte für Freiheit und gegen Rassentrennung, Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit. Er ist ein Held für die Menschen und sein Geburtsdatum, der 18.07, wird als Mandela Day gefeiert. Dieses Jahr erstmals ohne ihn…
 
Khayelitsha ist das drittgrößte Township Südafrikas und liegt am Stadtrand von Kapstadt. Auf der einen Seite gibt es dort süße kleine Häuser in denen Familien wohnen, doch gegenüber gelegen befinden sich die Wellblechhütten. Auch wenn die Situation immer besser wird, hat noch nicht jedes Haus eigene Elektrizität. Die Verhältnisse der Townships sind sehr unterschiedlich und auch innerhalb eines Townships gibt es verschiedene Lebensweisen. 

„Gogo’s kitchen“

Trotz der verbesserten Lebensverhältnisse herrscht weiterhin eine große Kriminalität in den Townships und dabei spielen auch die Gangs eine bestimmte Rolle. Um die Kinder und Jugendlichen aus den Gangs herauszuholen oder dafür zu sorgen, dass sie gar nicht erst in diese Kreise geraten, haben es sich mehrere Projekte und Plätze in den Townships zur Aufgabe gemacht, diesen Kindern und Jugendlichen einen Zufluchtsort zu bieten. Und somit hoffentlich eine bessere Zukunft.

So ein Ort ist auch „Gogo’s kitchen“.  Dort werden verschiedene Projekte vereint, die sich mit unterschiedlichen Bereichen wie Bildung, Musik und Gemüseanbau beschäftigen. Die Kinder und Jugendlichen finden dort eine Beschäftigung und werden somit von der Straße geholt. Sie zeigen Interesse an ihren Wünschen und Zielen und geben ihnen somit das Gefühl etwas Wert zu sein. In „Gogo’s kitchen“ gibt es warme Mahlzeiten, aus dem eigenen Gemüsegarten, und der Platz dient den Kindern und Jugendlichen in ihrer Freizeit als Aufenthaltsraum. Hier feierten alle gemeinsam den Mandela Tag.

Nationen vereint

Zuerst kamen alle am Morgen in „Gogo’s kitchen“ zusammen. Gute Laune, neugierige Blicke und die ersten Hinweise darauf, dass es ein musikalischer Tag wird. Zwei Jungen brachten Djembes mit, eine der beliebtesten afrikanischen Trommeln. Nachdem die Schüchternheit verflogen war, begannen sie zu trommeln und strahlten dabei eine Leidenschaft und Energie aus, die sofort ansteckte. So auch bei den anderen Gästen die vor Ort waren. Denn hier trafen Italiener, Deutsche, Spanier und natürlich Südafrikaner aufeinander. Zu acht sind wir in Kapstadt losgefahren, um den Tag gemeinsam in „Gogo’s kitchen“ zu verbringen. Der Italiener war so infiziert vom Klang der Trommeln, dass er einen der Jungen bat ihm das Instrument beizubringen. Ein schöner Moment, denn sie verstanden sich auf Anhieb.

Mandela ist ein Held

Nachdem die Trommeln verstummten, wurde ein Fernseher in das Haus gebracht. Doch die Tücken der Technik reichen auch bis nach Südafrika. Somit wurde ein zweiter Fernseher organisiert und es konnte losgehen. Eine Dokumentation über Mandela und sein gesamtes Leben wurde gezeigt. Gebannt schauten alle auf den Bildschirm und verfolgten die Geschichte von Nelson Mandela, von seiner Jugend an über die 27 Jahre Haft als politisch Gefangener bis hin zu den letzten Jahren vor seinem Tod. Sobald jemand anfing zu sprechen oder sich unruhig zu verhalten, drehten sich die Kleinen um und baten um Ruhe.
Auch wenn manche vom Alter her die Rolle von Mandela noch nicht verstehen konnten, waren sie dennoch alle fasziniert von ihm. Nachdem die Dokumentation zu Ende war, hatte jeder die Möglichkeit den anderen mitzuteilen, was ihm zu Mandela einfällt. Dabei spielte das Wort „Held“ eine große Rolle. Doch auch seine Art den Leuten zu vergeben und an seinen Zielen festzuhalten, egal was passierte, begeisterte sie. Im Dezember letzten Jahres ist Nelson Mandela verstorben und somit war es dieses Jahr der erste Mandela Tag, an dem er nicht mehr auf Erden war. Ihm zu Ehren gab es dann eine Schweigeminute. 

Kunst, Musik, Tanz und Gesang

Um diesen Tag und Nelson Mandela zu ehren wurden zwei Umrisse von ihm an eine Wand gemalt. Der eine Umriss zeigt sein Gesicht, der andere zeigt ihn mit erhobener Faust. In diese beiden durfte nun jeder eine berühmte Aussage, ein Zitat oder einen Spruch von Nelson Mandela schreiben. Diese lagen ausgedruckt auf einem Tisch, damit sich jeder eins aussuchen konnte und nichts doppelt geschrieben wurde. Die Bilder werden in den nächsten Tagen noch vervollständigt, damit die anderen Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit haben, auch einen Spruch aufzuschreiben.


 
Danach gab es Essen, zubereitet aus dem eigenen Gemüsegarten. Neben Möhren, Kohl, Fleisch und Papa (ähnlich wie Reis, aber zu einer Masse verkocht), gab es auch Mandelas Lieblingsessen: Maisbrei. Währenddessen spielte ein Duo Musik und sang auch bekannte Lieder, wie „Stand by me“ und „Hero“. Jeder unterhielt sich mit jedem und es wirkte wie eine große Familie. 


Kurz bevor der Tag zu Ende ging, zeigten die Kinder und Jugendlichen noch, was sie in „Gogo’s kitchen“ lernen. Sie sangen Lieder, dann tanzten die Jüngeren, gefolgt von den Älteren. Am Ende trug ein Junge ein selbstgeschriebenes Gedicht über Freiheit und freie Nationen vor. Begleitet von leisen Trommelklängen breitete sich eine Gänsehaut-Stimmung aus. Denn alles was er sagte, hatte einen tieferen Sinn und erzählte der Wahrheit. 

Blick in die Zukunft

Normalerweise bauen alle gemeinsam neues Gemüse im eigenen Gemüsegarten an, aber das ist immer vom Wetter abhängig. Da es stürmte und regnete, gab es diese Gelegenheit leider nicht. Man kann nur hoffen, dass mehr Kinder und Jugendliche von der Straße geholt werden und von dort fern bleiben. Diese Projekte bieten ihnen Orientierung und geben Hoffnung. Wer die Gelegenheit hat ein Township zu besuchen, sollte diese nutzen und einen Tag an einem Ort, wie diesen verbringen. Natürlich benötigen diese Geld, um ihre Projekte zu finanzieren, aber wichtig ist auch wirkliches Interesse an den Menschen selbst zu zeigen.