Von: Kimberly Gepkens
Khayelitsha ist das drittgrösste Township Südafrikas und liegt am Stadtrand von Kapstadt. Noch heute herrscht in manchen Teilen des Townships grosse Armut und resultierend daraus viel Gewalt. „Gogo’s kitchen“ und ihre Helfer, wie Balu, Tobile, Pat und Simethemba, versuchen den Kindern und Jugendlichen eine Perspektive zu geben und sie vor allem aus den Gangs zu bekommen.
(von links nach rechts, Simethemba Gewabe, Pat Tswangela, Tobile Qampa)
Ausgrenzung ist ein Problem, mit dem nur Wenige klarkommen,
unabhängig von Nationalität, Kultur und Einstellung. Khayelitsha gehört zu
Kapstadt, wie Kreuzberg zu Berlin und doch empfinden es die Bewohner des
Townships ganz anders. „Sie sehen sich, wie eine Insel, die ausserhalb liegt und
Kapstadt ist die grosse Stadt“, so Balu, Unterstützerin der Projekte von „Gogo’s
kitchen“ und Koordinatorin. Vom Flughafen nach Kapstadt oder umgekehrt, fährt
man automatisch an Khayelitsha vorbei, aber eben nur vorbei und keinen würde es
kümmern, was dort passiert. So scheint es zumindest.
Immerhin
ein Anfang
Die Eltern können ihren Kindern oft keine Orientierung bieten,
da sie arbeitslos sind und/ oder nicht das Wissen besitzen, um sie zu
unterstützen. Daher haben die meisten Kinder und Jugendlichen keine Ahnung, was
draussen in der Welt auf sie wartet und was sie erreichen könnten. Dazu kommen
die Probleme innerhalb des Townships: die Gangs. Die Mitglieder sind zwischen
14 und 20 Jahren alt und teilweise unfreiwillig involviert. Andere Mitglieder
setzen sie unter Druck oder greifen sie an, um sie in die Gangs zu locken und
zu halten. „Viele wollen daraus ausbrechen und der Gewalt entkommen, weshalb
sich ein paar Leute zusammengetan haben, um ihnen zu helfen und gleichzeitig eine
bessere Zukunft zu bieten. Für eine so starke Veränderung, wird jedoch eine
ganze Armee gebraucht“, so Pat Tswangela, Helferin vor Ort.
Mittlerweile besteht das Projekt „Ithemba“. Das ist
isiXhosa und bedeutet Hoffnung. In diesem Projekt treffen sich ehemalige
Gangmitglieder, um ihre Geschichten zu erzählen. Hier spielt Simethemba Gewabe
eine grosse Rolle, selbst ehemaliges Gangmitglied, versteht er die Jugendliche
und hat durch seine Geschichte einen guten Draht zu ihnen. Die Gruppe trifft
sich immer in „Gogo’s kitchen“, einem Haus mit kleiner Küche, geleitet von
einer älteren Frau. Es ist vergleichbar mit einem Jugendheim in Deutschland,
doch hier wird noch gelebt, gekocht und dem Alltag nachgegangen. Denn ein richtiges
Jugendheim gibt es in Khayelitsha nicht.
Gogo (dt. Großmutter) und Mam (dt. Tante), so werden sie
von allen genannt, holten die Jugendlichen zu sich und sprachen mit ihnen. Gogo
ist zu einer Vertrauensperson geworden. Jeder kommt zu ihr, wenn er ein Problem
hat und sogar die Gangmitglieder reden offen mit ihr. Die Kinder kommen in „Gogo’s
kitchen“, da sie dort singen, tanzen oder sich um den hauseigenen Gemüsegarten
kümmern können und sich nicht auf der Strasse aufhalten. Diese Tanz-, Gesangs-
und Gartenprojekte bieten ihnen Abwechslung und eine Aufgabe. Ausserdem
unterstützt Gogo Musikgruppen und arbeitet als traditionelle Heilerin. So
besitzt sie eine Art Apotheke in Khayelitsha, „Victorias herbals“. Sie bieten
den Kindern nun seit ein paar Jahren ein Zuhause und Gemeindezentrum.
Von
der Strasse nach oben
„Wir wollen den Jugendlichen zeigen, dass sie etwas in
ihrem Leben erreichen können. Deshalb setzen wir uns mit ihnen hin und fragen
nach ihren Wünschen und Plänen für die Zukunft, “ sagt Tobile Qampa,
Mitarbeiter in Gogo’s kitchen. Er versucht sie in ihren Plänen zu unterstützen
und sich individuell mit jedem zu beschäftigen. Der erste Schritt hierbei ist
sie überhaupt von der Strasse zu holen und dann kann weiter gearbeitet werden.
Das Problem ist, dass es bisher teilweise nur Pläne sind, denn für die
Umsetzung wird eine viel grössere Gemeinschaft benötigt. Daher entwickelt sich
alles nur sehr langsam und es fehlt an Professionalität. So weiss man nie, wer
zu einem Meeting erscheint und auch im Social Media Bereich sind sie nicht
vertreten, was durch einen Blog geändert werden soll.
Es zeigen sich aber positive Entwicklungen in Bezug auf
die zwischenmenschliche Ebene. Mam hat so grossen Einfluss auf die Gemeinschaft,
dass ihr jeder zuhört, wenn sie an einen Ort kommt und anfängt zu sprechen. Die
Kinder und Jugendlichen sehen sie als einen Elternersatz, was auch für die
Gangmitglieder gilt, die ihr besonders am Herzen liegen. Dieser Einfluss geht auch
über die Gebietsgrenzen hinaus. Khayelitsha ist in 22 Gebiete unterteilt, in
denen die unterschiedlichen Gangs ihr Revier haben. Trotzdem würden sie kommen
und Mam nach Rat fragen.
„Gogo’s kitchen“ sei sehr wichtig für die persönliche
Entwicklung der Jugendlichen und in der Jugendentwicklung, da sie endlich einen
Ort haben, wo sie jederzeit hingehen können. Die Menschen dort wollen ihnen mit
Ratschlägen weiterhelfen und erzeugen eine sichere Umgebung für sie.
Hilfe
muss nicht Bares sein
Für die Zukunft ist es wichtig, Partner zu finden, die
den Jugendlichen Arbeit anbieten, auch wenn sie noch so klein ist. Einfach
damit sie motiviert bleiben und das Gefühl bekommen, dass sie gebraucht werden.
Ausserdem werden dringend Büros benötigt, damit die Projekte besser koordiniert
und geplant werden können. Daher besteht grosse Hoffnung auf das Sponsoring
eines Containers. Denn in „Gogo’s kitchen“ ist nicht genug Platz für alle, so
viele suchen diesen Ort auf.
„Der Punkt an dem wir jetzt angekommen sind, ist ein
Anfang, aber wir müssen alles auf ein höheres Level bringen und uns weiter
entwickeln. Dabei spielen Partnerschaften eine sehr grosse Rolle“, so Balu (rechts auf dem Bild). Die
Jugendlichen brauchen Mentoren, die ihnen etwas beibringen und zeigen, worauf
sie achten müssen. Später sollen sie sich schliesslich selbst vermarkten und
deshalb besuchen die Unterstützer von „Gogo’s kitchen“ immer wieder Geschäfte,
um Arbeit für die Jugendlichen zu bekommen und sie als Partner zu gewinnen.
Natürlich spielt Geld eine Rolle, doch es geht nicht nur
darum. Gemüse für den Garten, Trikots und Plätze für die Fussballprojekte oder
Klamotten für das Schauspielprojekt „Reaching for the stars“ sind teilweise
viel wichtigere Spenden. Es existieren genug Projekte, die dem Leben der Kinder
und Jugendlichen einen Zweck und Ziele geben.
Positive
Energie bringt positive Ergebnisse
„Momentan befinden wir uns in einer kleinen Ecke, aber
unser Ziel ist es, mehr Projekte zu starten, diese zu vergrössern und mehr
Menschen in unsere Arbeit mit einzubeziehen“, so Pat. Es ist wichtig den
Jugendlichen zu zeigen, welche Möglichkeiten es gibt das Leben zu gestalten.
Dabei darf natürlich nicht vergessen werden, dass sie Spass dabei haben müssen,
damit sie motiviert bei der Sache bleiben. Daher bedeutet es den Helfern von
„Gogo’s
kitchen“ viel, sie amüsiert um sich zu haben.
Zukünftig hoffen sie auf deutlich mehr Unterstützung,
besonders aus dem Ausland und von Übersee. Doch am wichtigsten ist ihnen, dass
die meisten Kinder und Jugendlichen einmal das sein werden, was sie vom ganzen
Herzen werden wollen. Bis dahin werden alle Beteiligten versuchen ihnen Mut zu
geben, sie zu unterstützen und sie auf den höchsten
Level ihres Lebens zu
bekommen.
Falls
Sie helfen wollen oder mehr Informationen sammeln möchten, schreiben Sie Balu: balu@balu.co.za .
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