Monday, August 4, 2014

Blick hinter die Kulissen


Von: Kimberly Gepkens

Die Parlamente dieser Welt sind unterschiedlich aufgebaut und arbeiten auch sehr verschieden. Jeder versteht das System des eigenen Landes. Doch es ist auch interessant zu sehen, wie die Systeme anderer Länder arbeiten, sie zu vergleichen und Vor- und Nachteile zu finden. Das Parlament der Republik von Südafrika gewährt einen kostenlosen Blick hinter ihre Kulissen und versucht ihre Arbeit verständlicher zu machen.

Normalerweise hat niemand die Chance ins Innere der Parlamentsgebäude zu gelangen, außer den Menschen, die dort arbeiten. Alles wird genauestens von Polizisten überwacht und überall befinden sich Sicherheitsschleusen. Doch auch das Parlament macht Ausnahmen. Man kann eine kostenlose Tour buchen und Einblicke in verschiedene Räume bekommen. Am Anfang müssen die Besucher durch die Sicherheitskontrollen, die schlimmer aussehen als sie sind. Die Polizisten sind sehr nett und hilfsbereit.

Zu Beginn der Tour gibt es für jeden Teilnehmer Informationsmaterialien. Falls man während der Führung etwas nicht mitbekommt, kann man es Zuhause in Ruhe nachlesen. Zum ersten Stopp kommt es draußen auf einem riesigen Platz. Von dort bietet sich Sicht auf alle Häuser, die mit dem Parlament verbunden sind oder in der Geschichte des Parlaments eine große Rolle gespielt haben. Früher gab es separate Häuser für die weiße, indische und farbige Bevölkerung, doch um die Arbeit zu erleichtern, entschied man sich, die Häuser in einem Gebäude zu vereinen. Heute arbeitet dort das Parlament.

Dann geht es ins Innere, in das „Old Assembly Chamber“. Dort wurden in der Zeit der Apartheid die Plenarsitzungen des Parlaments abgehalten. Auch heute wird der Raum noch genutzt, doch sollte er während einer Führung unbesetzt sein, kann man sich dort nieder- und fotografieren lassen. Allgemein ist es verboten Fotos zu machen, doch in manchen Räumen bietet der Führer an die Besucher dort abzulichten. Nach ein paar Informationen zum Raum und seiner Rolle geht es weiter in die Bibliothek. Dort finden sich alle möglichen Bücher und wer etwas recherchieren möchte oder ein Werk für eine Arbeit braucht, kann einen Antrag stellen und darf es dann ausleihen. In der Bibliothek ist es unheimlich ruhig und von der Anzahl der Bücher wird man fast erschlagen. Nach einer kurzen Aufenthaltszeit geht es weiter ins Esszimmer. Hier fallen vor allem die riesigen Bilder an den Wänden auf. Das Zimmer ist in einem himmelblau gestrichen und die Bilder zeigen bekannte Persönlichkeiten, die das Parlament besucht haben. So finden sich dort Königin Elisabeth II. und natürlich Mandela wieder.

Nächster Höhepunkt ist das „National Assembly Chamber“. Wichtig zu wissen ist, dass es in Südafrika ein Zweikammersystem gibt. Das „National Assembly“ wird nach dem Verhältniswahlrecht gewählt und hat insgesamt 400 Sitze, die über landesweite und Provinzlisten gewählt ins Parlament einziehen. Die andere Kammer ist der „National Council of Provinces“, in den zehn Vertreter aus jeder Provinz gewählt werden. Im „National Assembly Chamber“ gibt es feste Plätze für Abgeordnete, Presse, den Präsidenten, geladene Gäste des Präsidenten und Besucher. Richtig, denn in diesem Raum kann der Besucher eine Debatte miterleben (muss extra gebucht werden). Unten im Raum befindet sich ein Gang mit zwei schraffierten Bereichen. Dort werden zusätzliche Plätze aufgebaut, falls die Abgeordneten des „National Council of Provinces“ an einer Debatte teilnehmen. Danach geht es ins „National Council of Provinces Chamber“, wo die 90 Provinzabgeordneten ihre Treffen abhalten. Hier gibt es Kopfhörer falls die Redner in ihrer Muttersprache sprechen und es somit für andere Teilnehmer unverständlich ist, können diese ihre Sprache eingeben und der Rede folgen. 
 
Dann ist die Tour schon fast zu Ende. Jetzt füllt der Besucher noch einen Fragebogen aus und es geht wieder nach draußen. Vor dem Parlamentsgebäude befindet sich eine Statue auf Messing von Mandelas Kopf, wo es noch einmal die Gelegenheit gibt, ein Foto machen zu lassen.

Es ist eine super interessante Erfahrung und spannend zu sehen, wie andere Regierungen arbeiten. Wer sich für Politik interessiert, sollte unbedingt mal vorbei schauen. Führungen gibt es immer montags bis freitags, von 09:00 bis 12:00 Uhr. Eine Anmeldung ist erforderlich.



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