Friday, October 21, 2011

Hermanus: Ein Tagesbesuch

von Alice Romas

Sonntagmorgen, 10:00 Uhr. Meine rote Biene schafft den Aufstieg auf den Sir Lowry´s Pass ohne größere Anstrengung und schlängelt sich entlang der Passstraße in Richtung Nebeldecke, die die Spitze der Bergketten umhüllt. Auf der anderen Seite geht es beim Anblick grasgrüner Felder und Tannenwälder wieder den Berg hinunter. Aus dem Radio schallt „Welcome to the Weekend“, wobei Kahn Morbees Stimme fast von dem Gesang meiner Freundin und meinem übertönt wird. Kein Laster, kein großer Verkehr, nur die Stille des südafrikanischen Hinterlandes und der Fruchtplantagen von Grabow. Und sobald man hier angelangt ist, fallen jegliche Strapazen, die ein Stadtleben so mit sich bringt weg und die Gelassenheit tritt ohne viel Zutun ein.





Schon kurz vor Hermanus ist die Beschilderung, zur Freude meiner Begleiterin, ortstypisch. Gewarnt wird vor Baboons, vor Fahrbahn überquerenden Kühen, und Schilder jeglicher Größe, die auf Wale, die Besonderheit dieses Ortes hinweisen, geben sich die Hand. Hermanus ist die Wal-Hauptstadt überhaupt und zieht jährlich zahlreiche Besucher in den Bann des großen Tieres und vor allem vor die Beach-Front, denn dort spielt sich das Spektakel ab. Kaum gelangen wir an den großen Parkplatz, jauchzt meine Begleitung voller Vergnügen, der erste Wal wurde schon gesichtet – perfekter kann die Ankunft in Hermanus kaum sein.


Wir reihen uns zu den zahlreichen Touristen, die in Reih und Glied und mit ihren Linsen in Richtung Wasser gerichtet, an der Küste stehen. Auch wir klicken und schießen rund zehn Fotos, auf denen nichts weiter als die endlose Weite des Wassers zu sehen ist. Auch der Wal-Trompeter, der die Ankunft eines Wals in der Walker Bay bekannt gibt, hilft mir nicht sonderlich, denn so schnell kann ich gar nicht abdrücken.




Als Reiseziel ist Hermanus besonders in den Monaten Juli bis Dezember beliebt. In dieser Zeit kehren Wale in der Walker Bay ein, um ihre Jungen zu gebären und zu stärken, bevor sie sich wieder in Richtung Antarktis aufmachen. Im September findet alljährlich zu diesem Anlass das Whale Festival statt.

Besonders empfehlenswert ist das Fischrestaurant Bientang Se Grot, das sich direkt am Meer befindet und in die schroffen Felsen an die Küste gebaut ist. Steil geht es die Treppen hinunter und auf die Terrasse. Und während wir uns Pommes und ganz frische Calamari in den Mund schieben, geht das Geknipse wieder los. Direkt vor unseren Augen, nicht einmal 50 Meter von der Küste entfernt, labt sich ein wuchtiger Meeressäuger. Mit seiner Fontäne spritzt er Wasser und von der Terrasse aus sind Ahs und Ohs zu hören. Noch einmal zeigt er sich uns, bevor er in den Tiefen des Ozeans verschwindet.




Oberhalb der Stadt liegt übrigens das 15 Quadratkilometer große Naturschutzgebiet Fernkloof Nature Reserve, das über 1600 Pflanzen- und 111 Vogelarten beherbergt. Die wunderbare Farbvielfalt im Frühling liefert dann das perfekte Fotomotiv. Und wer Wasser, Berge und die perfekte Stimmung vereinen möchte, geht den Cliff Walk entlang. Der Klippenpfad bei Hermanus führt entlang des Meeres durch Fynbosvegetation und Felsformationen, vorbei an kleinen Buchten und Badestränden mit Blick auf die Wale und das Wasser.





Nach einem Besuch des alten Hafens und des Market Squares bläst uns der South Easter fast die Sonnenbrillen von den Nasen. Wir machen uns auf den Rückweg und genießen den schönsten Teil unserer Strecke. Entlang der Küste und durch kleine Orte wie Kleinmond und Betty`s Bay schlängeln wir uns entlang der schroffen und steilen Felsen die Küste entlang. Die Sonne steht schon tief und lässt Schatten auf die Felsfronten fallen, die sich nach jeder Kurve verändern und wie ein Faltenstoff zu unserer Rechten liegen. Links erleuchtet die Sonne den Ozean wie durch tausende kleine Diamanten. Nach Gordons Bay erreichen wir Strand und gelangen somit wieder auf die N2, die uns dem Tafelberg entgegenbringt.

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