Car guards gibt es nur in Südafrika und nirgendwo sonst. Um ihren zuvorkommenden Service kommt keiner herum, auch wenn meist schleierhaft ist, worin er eigentlich besteht...
Als Südafrika-Neuling stellt man sich früher oder später die Frage, worin genau der Sinn liegt, wenn ein ernsthaft dreinblickender Mann in grellgelber Warnweste mit dramatischen Gesten und Handbewegungen den Mini des Nachbarn in eine acht Meter lange Parklücke dirigiert, als handele es sich um eine Landung in Cape Canaveral. Für diese Leistung möchte er natürlich ein paar Rand sehen - selbst dann, wenn weit und breit kein einziges anderes Auto zu sehen war und die automatische Einparkhilfe dezent im Hintergrund piept. Vermutlich ist von allen Beteiligten der car guard ohnehin derjenige mit der geringsten mobilen Erfahrung, dennoch ist ihm sein Geschäft heilig.
Die meisten kennt man nach einer Weile. Sie sitzen an ihren festen Plätzen und Ecken, füttern während der Nachmittagsflaute Tauben oder patroullieren "ihren" Straßenzug gewissenhaft auf und ab. Jedes Auto, dass sich ihnen nähert, begibt sich unweigerlich in die mehr oder weniger erfahrenen Hände eines dieser Männer, die genauso Teil der südafrikanischen Kultur sind, wie sie meist von ganz woanders herkommen. Ihre Heimat ist irgendwo in Nigeria, im Kongo oder in Zimbabwe, oft haben sie einen fast unverständlichen französischen Akzent und stets fragt man sich: Wie um Himmels willen sind sie hier gelandet? Bricht ein junger Mann eines Tages beispielsweise aus der Zentralafrikanischen Republik auf, mit dem festen Vorhaben, sich in Kapstadt oder Johannesburg als car guard selbstständig zu machen? Immerhin, damit winken ihm flexible Arbeitszeiten, ein sicheres Gehalt (um den Akt des Parkens wird in den Wohngegenden kaum jemand herumkommen) und ein reges Sozialleben.
Das die guards ihr Business ernst nehmen, sieht man daran, dass das Netz gut strukturiert und flächendeckend organisiert ist. Trotzdem kann es durchaus vorkommen, dass man sich gegenseitig ins Gehege komt. Was folgt, sind nervöse junge Frauen, die zwar millimetergenau in ihre Parklücke passen, selbst aber das Auto nicht mehr verlassen können oder wollen, weil zwei gelb leuchtende Gestalten hitzig neben der Fahrertüre diskutieren, wem nun das Salaire zusteht. Hilfreich ist es dann, einfach beiden ein paar Rand in die Hand zu drücken und das nächste Mal sein Auto nicht mehr im Grenzgebiet abzustellen.
Von Julia Berghofer
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