Unter diesem Titel wird es hier an dieser Stelle ab sofort und für die nächsten sechs Wochen wöchentliche Restaurantkritiken geben. Das Besondere: Der Fokus liegt auf vegetarischen Restaurants oder zumindest solche, die auch eine grosse Auswahl an vegetarischen Optionen bieten.
Als eingefleischter
Vegetarier habe ich mich seit meiner Ankunft in Kapstadt vor zwei Wochen schon
fleiβig durch einige Restaurants getestet. Von daher wird es höchste Zeit, meine Erfahrungen endlich mal zu teilen
und dem ein oder anderen Vegetarier (oder auch solche, die es nicht sind, aber
mit einem Essen gehen möchten) einen hoffentlich genussvollen Abend zu
bescheren. Dazu sei kurz noch
das Konzept "Vegetarier" erläutert,
denn wie ich mit Erstaunen feststellen musste, sorgt dieser Begriff auch im 21.
Jahrhundert immer noch für Verwirrung und Unklarheiten, insbesondere hier
in Südafrika. Vegetarier essen kein Fleisch und KEINEN Fisch (auch keine
Fischsoβe), dafür aber Milchprodukte, Eier und Honig. Allerdings
gibt es durchaus auch einige interessante vegane Restaurants in Kapstadt, die
ich euch später ebenfalls nicht vorenthalten möchte. Den Anfang heute macht:
Timbuktu Café, Long Street 76, CBD, Cape Town
Kategorie: äthopisch,
für Vegetarier und Nicht-Vegetarier geeignet, günstig bis Mittelklasse
Eine versteckte Oase der Gemütlichkeit
Dieses kleine, aber
sehr liebevoll eingerichtete Restaurant liegt etwas versteckt im Gebäude des
Pan African Market, direkt an der belebten Long Street. Es ist, trotz des auffälligen
Balkons, leicht zu übersehen und sollte nicht verwechselt werden mit
einem anderen, stadtbekannten Äthopier gleich um die Ecke. Hat man erst
den Weg in den ersten Stock, vorbei an afrikanischer Kleinkunst, gefunden,
gelangt man zunächst in ein mit antiken Möbeln vollgestopftes Zimmer,
welches überhaupt nicht den Eindruck erweckt, als würde man sich in einem Restaurant befinden. Nach erster Verwunderung
stellten wir fest, dass die Sitzplätze des Restaurants drauβen auf dem Balkon
sind und traten in einen gemütlichen Pflanzendschungel mit Tischen als auch
einladenden Sesseln.
Das Restaurant ist
gleichzeitig ein Café und eine Bar, weshalb es bereits von morgens 10 Uhr
bis mindestens 23 Uhr abends geöffnet ist. Eine Reihe von Regalen mit alten, vestaubten Büchern
lädt sogar zum Schmökern ein. Das Essen ist authentisch äthopisch und es gibt
sowohl Frühstück als auch warme Gerichte und Snacks sowie heisse und kalte Getränke
und Desserts. Auf Vorbestellung haben Gruppen bis 10 Personen sogar die Möglichkeit,
eine traditionelle, äthopische Kaffeezeremonie zu buchen.
Da wir abends dort waren,
entschieden wir uns jeweils für ein Hauptgericht von der Karte. Ich nahm natürlich
etwas Vegetarisches, nämlich "Shiro with Atkilt". Bei der Bestellung
folgte auch gleich die nächste Überraschung: das Essen wird traditionell mit
den Händen bzw. mit Injera – ein weiches, nicht gebackenes, äthopisches Brot –
gegessen und deshalb sollten wir uns besser vorab die Hände waschen. Kein
Problem, denn direkt neben unserem Tisch gab es einen Wasserspender und Seife.
Nach kurzer Wartezeit bekamen
wir dann auch schon unser Essen und meines bestand aus einem Gemüsekartoffel-Curry
(Atkilt – sehr lecker!) und einer Kichererbsenpaste in einer traditionell äthopischen
Soβe (Shiro) auf Salat und Injera. Obwohl es in der Karte als "spicy"
angekündigt war, kann ich beide Gerichte mit bestem Gewissen auch den
empfindlichsten Geschmacksnerven empfehlen. Wer z.B. indische oder thailändische
Küche gewöhnt ist, der wird die Äthopische als sehr mild empfinden. Nur an die
Essensweise mussten wir uns erst gewöhnen, da es am Anfang schon eine Überwindung
war, mit den Fingern im Curry herumzuwühlen. Auch das Essen mit dem Brot war
gar nicht so einfach, da dieses sehr weich ist und leicht auseinanderfällt.
Dennoch schmeckte es uns beiden so gut, dass wir unsere Teller restlos leerten
(mein Gegenüber hatte übrigens ein Fleischgericht).
Ich war sogar so
begeistert, dass ich das Restaurant ein paar Tage später gleich nochmal
aufsuchte. Der Service war in beiden Fällen sehr bemüht und die Atmosphäre sehr
angenehm. Daher kann ich dieses Restaurant allen wärmstens empfehlen, die
einmal authentisches, äthopisches Essen für wenig Geld probieren möchten, denn
auch das Preis-Leistungs-Verhältnis ist absolut fair. Zudem hat das Timbuktu
bei Tripadvisor 4 von 5 Punkten, ein weiterer Grund diesem netten, kleinen
Ambiente während eines Kapstadt-Aufenthaltes mal einen Besuch abzustatten!
Von Sandra Juette
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