Wednesday, March 11, 2015

Garden Route: Über Südtirol nach Hawaii und wieder zurück


Jeder Südafrika-Reiseführer, jeder SA-Urlauber, jeder SA-Insider – einfach alle empfehlen einem die Garden Route. Und ich muss sagen, das zu Recht. In fünf Tagen und vier Nächten sah ich eine landschaftliche Vielfalt, die an die Südtiroler Alpen, spanische Badestrände, Flusslandschaften im Regenwald, hawaiianische Surferstrände, Safari-Landschaften und Steppenwüsten erinnert.

Donnerstag, 5.März

Mit meiner Mitbewohnerin, meiner Kollegin, ihrer Freundin und einem kleinen Chevrolet nehme ich die etwa 2000 Kilometer in Angriff. Es geht raus aus Kapstadt und rein in herrliche Berglandschaften. Die Berge erinnern mich sofort an die zahlreichen Südtirol-Urlaube, zwischen meinem sechsten und zwölften Lebensjahr.

Die Lichter spielgeln sich im Meer von Mossel Bay.
Der "Santos Express" ist ein Hostel in Mossel Bay.
Vor uns liegen etwa viereinhalb Stunden Fahrt, bis wir das Tagesziel Mossel Bay erreichen. Zuvor wird aber schnell beim ersten Stopp in einem Hafenlokal in Hermanus die Unterkunft für die anstehende Nacht klargemacht. Die Wahl fällt auf einen Zug direkt am Meer, der zu einem Backpacker-Hostel umgebaut wurde. Gegen Abend sind wir dann endlich in Mossel Bay. Die Lichter vom Hafen, die sich im Meer spiegeln, entschädigen für die lange Autofahrt. Und wenn man dabei noch einen Cocktail für umgerechnet 2,60 Euro in der Hand hält, ist es eine doppelte Entschädigung.


Freitag, 6. März

Die Flusslandschaft von Wilderness
Heute ist es nicht Pink, die mich mit ihrem Song „Try“ weckt, sondern die Wellen, die sanft an die Bucht von Mossel Bay prallen. Nach einem Strandlauf und einem ausgiebigen Frühstück brechen wir nach Jeffreys Bay auf. Auf unserem Weg machen wir halt bei den Flusslandschaften von Wilderness, ein Sonnenbad inklusive. Ein Magnum Mandel Eis am Badestrand in Plettenberg ist selbstverständlich auch noch drin.


Große Küche und ein Sofa zum Chillen
Wieder ist es dunkel, als wir in unserer Unterkunft in Jeffreys Bay ankommen. Die Bezeichnung „Unterkunft“ wird allerdings der riesigen zweistöckigen Wohnung keinesfalls gerecht. Vier Schlafzimmer, eine große Küche mit Wohnbereich und Fernseher, Badezimmer, Gäste-WC sowie ein Balkon mit Meerblick für gerade einmal 13 Euro pro Nacht und Person verlieht unserer Reise einen Hauch von Luxus. Da uns dieses Rundumpaket so gut gefällt, beschließen wir gleich zwei Nächte hier zu übernachten.

Samstag, 7. März

Hohe Wellen am Surfer Strand von Jeffreys Bay
Jeffreys Bay, das bedeutet tolle Strände, warme Temperaturen, hohe Wellen und viel Wind. Kurzum: ideales Surfwetter. Als sportbegeisterter junger Mann möchte ich natürlich das Surfen auch ausprobieren und beschließe, mich zusammen mit meiner Mitbewohnerin zu einem Surfkurs anzumelden. „Das kann ja nicht so schwierig sein“, denke ich mir noch vor dem Kurs. In den folgenden zwei Stunden werde ich allerdings vom Gegenteil überzeugt. Bereits nach den Trockenübungen an Land wäre ich am liebsten auf mein Handtuch an den Strand gelegen. Aber dann geht es erst so richtig los. Ab ins Wasser und irgendwie auf dieses „…“ Brett kommen. Das Schwierigste dabei ist, sich auf dem Brett aufzurichten. Ja, ich muss zugeben, ich habe keine einzige Sekunde mit beiden Füßen auf dem Brett gestanden. ABER es hat Riesenspaß gemacht. Und ich habe beschlossen: das war nicht mein letzter Surfkurs.

Sonntag, 8. März

Zebras beim Kuscheln
Nach zwei Übernachtungen in Jeffreys Bay visieren wir den Addo Elefanten Park in der Nähe von Port Elizabeth an. Für etwa 20 Euro sehen wir Elefanten, die einen Meter vor uns die Straße überqueren, Zebras, Büffel, Schildkröten und weitere einzigartige Tiere. Die meisten Tiere habe ich zwar bereits in einem Zoo oder im Zirkus gesehen, dennoch ist das Gefühl die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten, um ein vielfaches überwältigender. Alleine für diesen Anblick hat sich die Garden Route gelohnt.


Das Flamingo-Zimmer im HomeBase-Hostel in Knysna
Nun geht es die etwa 1000 Kilometer wieder zurück nach Kapstadt. Auf dem Rückweg übernachten wir in Knysna in einem rosafarbenen Familienzimmer, von dem meine mitreisenden Damen extrem angetan sind. Ich bin eigentlich nur froh, dass ich ein gemütliches Bett zum Schlafen habe und morgens ein Frühstück bekomme.


Montag, 9. März

Klares Wasser am Bedestrand von Buffelo Bay
Fünfter und letzter Tag unserer Reise: Vor uns liegen etwa sieben Stunden Autofahrt und nochmals malerische Landschaften, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Am Strand von Buffelo Bay mit klarem, durchsichtigem Meerwasser und Gebirsketten im Hintergrund beginnt der letzte Tag unseres Trips. Auf dem Rückweg fahren wir von der N2, der eigentlichen Garden Route, ab. Wir möchten nämlich unbedingt zu Ronnies Sex Shop. Nein, Ronnies Sex Shop ist nicht das, was ihr jetzt denkt. Es ist eine Bar mitten in einer Steppenlandschaft. Zunächst wollte Farmer Ronny in seinem „Shop“ Obst verkaufen, nun ist es das Kult-Pub an der Road 62.


Die Kult-Bar an der Route 62
Nach einem kleinen „Umweg“ stehen wir schließlich vor dem „Sex Shop“ von Ronny. Die Bar ist ulkig eingerichtet, BHs hängen von der Decke, die Wände sind mit Unterschriften und Sprüchen vollgekritzelt. Zugegeben, Ronnys Kneipe hat Scharm. Wenn sie nicht mitten in der Pampa wäre, würde ich Ronny sicherlich nochmal besuchen.

Mittel durch die Gebirgskette zieht sich ein Fluss.
Für alle Garden Routler, die von der Route 62 zurück auf die N2 möchten, gibt es hier einen echten Geheimtipp: Die R324 über den Langeberg -Oos/East Mountain ist eine Passstraße, auf der ein toller Ausblick garantiert ist. Aber Vorsicht, die Autotüren und die Fensterscheiben unbedingt schließen, sonst könnte plötzlich ein Baboon mit an Bord sitzen. Er durchsucht Taschen auf etwas Essbares und verschwindet eventuell sogar mit ihnen wieder.

Den Sonnenuntergang gabs gratis.


Nach fünf Tagen auf der Garden Route mit abwechslungsreichen Landschaften von Savannen, Wiesen, Stränden, Nadel-und Laubwäldern über beeindruckende Gebirgsketten kamen wir erschöpft, aber mit tollen Eindrücken spät abends in Kapstadt an.



Von: Matthias Zahner

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