Tuesday, September 29, 2015

Townships und ihre Zukunft


Die Townships Südafrikas sind Überbleibsel der Apartheid und Sinnbild für Diskriminierung. Assoziert mit Armut und Kriminalität, führen sie oft ein Schattendasein.
Um mit diesen Vorurteilen aufzuräumen, gibt es unzählige verschiedene Touren, die den Besuchern das Leben in den Townships näherbingen wollen. Das Leben dort ist nämlich trotz vieler Unterschiede oftmals gar nicht so weit von unserem Alltag entfernt, wie wir uns das vorstellen.

Eine dieser Touren wird von Coffeebeans Routes durchgeführt. Sie nennt sich Township Futures in Cape Town. Es geht jedoch weniger darum, die Townships als solche zu präsentieren. Vielmehr liegt der Fokus darauf, Zukunftsperspektiven für diese Bezirke zu präsentieren. Denn die Townships sind in Bewegung. Seit Jahren kommen immer neue Projekte hinzu, die für mehr Jobs, bessere Infrastruktur oder neue soziale Impulse sorgen wollen und hier durchaus Erfolge aufweisen können.

Genau diese Projekte sollen auf der Tour gezeigt und bekannt gemacht werden. So treffen wir uns morgens um Neun in der Niederlassung von Coffeebeans Routes, welche bezeichnenderweise in der Hope Street liegt. Hier wird uns kurz die Idee der Tour präsentiert. Danach geht es in den Minibus - die nächsten vier Stunden verbringen wir in den Townships Langa und Khayelitsha.

Unser erster Stop ist das Langa Heritage Museum. Hier erhalten wir eine Einführung über die Bedeutung und Geschichte von Langa und lernen hier gleichzeitig, warum Townships überhaupt entstanden sind. Anhand von Luftaufnahmen und anderen Fotografien lässt sich hier gut nachvollziehen, wie das Gebiet sich von einem Arbeitslager zu einem Stadtbezirk entwickelt hat.
Unser Guide erklärt uns anschaulich, wie die Unterdrückung in der Apartheid über Jahrzehnte hinweg perfektioniert wurde. Beispielsweise mussten alle Bewohner der Townships immer ihren Pass bei sich tragen, selbst wenn sie schliefen. Lag ihr Pass auch nur auf dem Tisch neben ihnen, hatten sie ihn offiziell nicht dabei und konnten verhaftet werden.

Das Wachstum Langas von 1938 - 1976. Ursprünglich war es ein Arbeitslager für Männer.
Als Anhaltspunkt für den Vergleich dient das X-förmige Gebäude.



 Langa hat viele dunkle Kapitel miterlebt, doch nun geht es langsam aufwärts. Das zeigt uns besonders die nächste Station, IKhaya le Langa. Es handelt sich um ein Projekt, dass das Viertel sicherer, zukunftssicher und lebswerter machen soll. Wörtlich übersetzt heißt es: Platz, an dem die Sonne aufgeht. Ins Leben gerufen wurde das Projekt von Tony Elvin, einem Briten. Er hat eine alte Schule in einen Kultur-Hub umgebaut. Hier gibt es ein Cafe, Foto-Ausstellungen von lokalen Fotografen, Social-Media Kurse, die von Microsoft gesponsert werden und vieles mehr. Tonys Vision ist es, in Langa eine Art zweites Stadtzentrum neben der City Bowl zu schaffen. Er zeigt uns auf der Karte, wie ihm diese Idee gekommen ist: Betrachtet man Kapstadt inklusive Vororten, bildet Langa ziemlich genau das Zentrum dieses Gebiets. Es ist noch ein weiter Weg, doch Tony ist zuversichtlich, dass seine Ziele erfüllt werden können. Wer mehr über sein projekt erfahren möchte, kann ihm auf Facebook folgen oder seine gerade erst veröffentlichte Internetseite besuchen. Auch hier ist vieles noch unfertig, aber der Stein ist ins Rollen gebracht.

Bevor hier Kapstädter Künstler die Mauer mit Kunst verschönert haben, befand sich hier ein Müllabladeplatz. Dank der Kunst ist es sauberer geworden.


Nun begeben wir uns nach Khayelitsha, dem größten Townships Kapstadts und nach Soweto in Johannesburg das zweitgrößte des Landes. Zusammen mit den informellen Teilen des Gebiets wohnen hier über eine Million Menschen. Bei solchen Ausmaßen wird uns schnell klar, welche Bedeutung die Townships in Zukunft haben könnten: Khayelitsha ist eine Stadt innerhalb einer Stadt. Es gibt hier alles, außer einem Hotel.

Zunächst fahren wir durch die informellen Teile der Siedlung. Wellblechhütten, soweit das Auge reicht. So habe ich mir immer die Townships vorgestellt, bevor ich nach Südafrika gekommen bin. Aber auch wenn die Bedingungen hier sehr ärmlich sind: es gibt Strom, sanitäre Anlagen und das Leben ist nicht aussschließlich gekennzeichnet durch Schmutz und Elend.

Jede Menge Blech...
Nun kommen wir in den Teil des Viertels, der mit normalen Steinhäusern bebaut ist. Hier wird gerade ein hochmodernes Krankenhaus errichtet, es gibt Haltestellen von Bus und Bahn und auch sonst wirkt alles ganz anders, als sich Außenstehende das Leben hier vorstellen. Das nicht alles ganz normaler innerstädtischer Alltag ist, lässt sich an dem kleinen Markt erkennen, wo Fleisch von Fliegen umschwirrt auf einer Holzpritsche angeboten wird und Hühner vor den Augen der Kunden gerupft werden. Dennoch sind die Zustände viel normaler, als viele Besucher es erwarten würden.

Eine typische Marktszene


Ja, es gibt hier wirklich alles.
Unser nächster Stop ist eine kleine Werkstatt mitten im Township. Hier werden Sonnenkollektoren repariert und Wege gefunden, um die Häuser besser zu isolieren. Seit 2008 wurden tausenden neue Sonnenkollektoren auf den Steinhäusern in Khayelitsha installiert, um für günstiges, warmes Wasser zu sorgen. Einige davon stammen aus China und die Montagegerüste rosten recht schnell. In der Werkstatt werden in Eigenregie neue Gerüste geschweißt und andere kleine Arbeiten erledigt. Selbsthilfe wird hier groß geschrieben und Probleme werden unkompliziert und schnell gelöst.
Jeder arbeitet hier Hand in Hand, da die Bewohner wissen, wie wichtig Solidarität für sie ist

Am Ende der Tour fühle ich mich, als hätte mir jemand die Augen geöffnet. Auch wenn Armut, Schmutz und Kriminalität weiterhin große Probleme darstellen, sind die Townships bei weitem nicht die Elendsviertel, für die ich sie aus meiner europäischen Perspektive immer gerhalten habe. Sie haben Potential und die Bewohner zeigen eine unglaubliche Motivation, ihre Lebensbedingungen zu verbessern.
Und die Zukunft wird weiteren Aufschwung bringen. Wenn die Projekte, die wir kennengelernt haben, Wirkung zeigen, werden sich die Townships mittel- bis langfristig stark verändern und eine bedeutendere Rolle in der Stadtentwicklung einnehmen.
Es wird noch viel Zeit vergehen, doch die ersten Anzeichen von Veränderung sind vielversprechend und lassen Hoffnung aufkommen.




Weitere Infos zu Coffeebeans Routes, die auch andere interessante Touren in Kapstadt anbieten, wie zum Beispiel eine Jazz-Tour: http://coffeebeansroutes.com/
Unsere Tour findet jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag statt, dauert ungefähr vier Stunden und kostet 80 USD für Erwachsene und 60 USD für Kinder.



Von: Johannes Huland
©Bilder: Malena Lange

Friday, September 25, 2015

Ein Wochenendausflug, Teil 2: Wilde Tiere und viel Wind - Ein Besuch auf Aquila


Ein neuer Morgen bricht über Ceres an. Nachdem wir gestern erschöpft ins Bett gefallen waren, da langes Autofahren und Zipsliding doch anstrengender waren als erwartet, sollte uns unser Weg heute au die Aquila Private Game Reserve führen. Der Wecker klingelte mal wieder viel zu früh und der Großteil der Stadt schien noch zu schlafen, doch wir müssen pünktlich losfahren.
Nach dem bereits in Teil 1 beschriebenen üppigen Frühstück sind wir bereits etwas wacher und machen uns auf den Weg.

Der Weg nach Aquila ist denkbar einfach, denn von Ceres führt die R46 auf direktem Wege dorthin. Einfach den Schildern nach Touwsrivier folgen, die größte Herausforderung besteht darin, einmal rechts abzubiegen.


Nach etwa einer Stunde kommen wir an. Freundlich werden wir mit einem Sekt oder wahlweise Traubensaft empfangen, um dann zu unserem zweiten Frühstück des Tages gebeten zu werden.
Dieses wird im großen Speisesaal der Reserve eingenommen, wo wir durch Bilder schon ein wenig auf den Tag eingestimmt werden.


Nachdem wir uns die Anlage ein wenig angesehen haben, begeben ir uns zum Abfahrtspunkt. Das Wetter zeigt sich leider wider Erwarten nicht von seiner besten Seite, denn immer wieder fängt es an zu regnen und der Wind versucht Kapstädter Verhältnissen Konkurrenz zu machen. Doch der Veranstalter hat vorgesorgt, für jeden Teilnehmer der Safari gibt es Wärmflaschen, Decken und Regenponchos.
Nachdem wir alle in den Fahrzeugen sitzen, geht es los.
Auch wenn Aquila nicht die Größe eines Nationalparks erreicht und an sich nur ein verhältnismäßig kleines umzäuntes Gebiet umfasst, gibt es hier viel zu sehen. Und die insgesamt 8000 Hektar Fläche sind nicht in 10 Minuten erkundet.

Zunächst bleiben wir in der Nähe des Zaunes und treffen nach wenigen Minuten auf zwei Elefanten, die hier gemütlich grasen.
Nach einiger Zeit kommt auch eine Herde Springbocke dazu, die sich jedoch meist fotoscheu im Strauchwerk tarnt.

Im Hintergrund sind die Unterkünfte für Übernachtungsgäste zu sehen


Anschließend fahrend wir rumpelnd und schaukelnd weiter. Nach kurzer Zeit treffen wir an einem Wasserloch auf Nilpferde. Wie auch schon zu den Elefanten gibt uns unser Guide hier ausführliche Informationen zur Lebensweise der Tiere, wie gefährlich sie sind und was sie auszeichnet. So erklärt er, dass Nilpferde trotz ihres behäbigen Aussehens äußerst gefährliche Tiere sind und auf dem afrikanischen Kontinent die meisten Angriffe auf Menschen auf sie zurückzuführen sind.



Nach und nach  begegnen wir so vielen bekannten Tieren des afrikanischen Kontinents, darunter Elands, Straußen, Giraffen, Büffeln und Zebras.
Ein kurzer Spannungsmoment ergibt sich bei den Nashörnen. Diese ziehen friedlich weidend über das Land. Einmal kommen sie jedoch den Fahrzeugen sehr nahe und richten ihr Interesse eher auf uns als auf die Nahrungsaufnahme. Schnell müssen die beiden Fahrzeuge zurücksetzen und wir werden ordentlich durchgerüttelt. Das hat uns allen gezeigt: Auch wenn Aquila ein abgezäuntes Gebiet umfasst, es handelt sich um wilde Tiere, die keineswegs berechenbar sind.
Uns passiert jedoch nichts und schnell widmen sich die beiden Dickhäuter wieder ihrem Alltagsgeschäft.




Nachdem diese beiden uns kurz zu nahe gekommen waren, wurde die Nahrungsaufnahme schnell wieder interessanter.
Eine Herde Elands. Bei diesen Tieren handelt es sich um die größe Antilopenart.

An den Besuchern besteht nur mäßiges Interesse.
Irgendwie geht es immer nur ums Fressen...
Nach etwa 90 Minute Safari wurde eine Pause eingelegt. Abgesehen vom Leoparden und dem Löwen hatten wir inzwischen drei der Big Five gesehen - Elefant, Büffel und Nashorn.
Da die Löwen in einem abgetrennten Bereich leben, legten wir vorab eine Pause zwecks eines kleinen Umtrunks ein. Im Löwengehege wäre das nicht die beste Idee gewesen...
Je nach Geschmack gab es Wein, Sekt oder Wasser. Und obwohl uns der Wind um die Ohren blies und der Nieselregen sein bestes gab, die Getränke zu verwässern, waren wir bester Laune dank der bisherigen Erlebnisse.

Trotz des Windes ließen wir uns den Wein schmecken.
Nachdem die Pause vorbei war, ging es in die Hügel am Rande der Reserve. In diesem 500 Hektar großen Gebiet befinden sich die Löwen. Sie sind von den anderem Tieren getrennt, da sie sonst zuviele der anderen Tiere erjagen würden. Das Gesamtgebiet ist zu klein und zu dünn von Tieren besiedelt, um eine Gruppe hungriger Löwen kompensieren zu können.

Nach einigem Suchen fand unser Guide schließlich an einem Wasserloch das Löwenrudel. Sie schienen über den Regen und die Windböen ebenso erfreut zu sein wie wir und lagen mit zusammengekniffenen Augen im Gras.

"Mistwetter, oder?" "Und wie..."

Pure Entspannung.

Irgendwann jedoch kam Bewegung in die Herde und eine der Löwinnen lief zu einem in der Nähe liegenden Kadaver, um ihren Hunger zu stillen. Kein schöner Anblick, aber interessant anzusehen, denn es gehört schließlich zum Naturalltag.

Auf gehts zum Fressen


Guten Appetit!
Am Ende der Tour waren wir vom Wind zerzaust, aber das machte uns nicht aus. Außer dem Leoparden hatten wir heute fast alle Big Five und viele andere Tiere gesehen und einen spannenden Tag verbracht. Die Information des Guides wirkten sehr kompetent und interessant und der im Preis enthaltene Service  war hervorragend.
Unser Fahrer zeigte uns noch die Auzuchtsstation von Aquila, außer zwei Geparden ließen sich jedoch keine Tiere blicken.

Die Geparden und andere Tiere in der Aufzuchtsstation waren verletzt oder schwach und werden hier gesund gepflegt.
 Anschließend gab es noch ein umfangreiches Mittagessen, so dass auch wir uns an diesem Tag ausführlich dem Thema Essen gewidmet haben.
Danach begaben wir uns auf den Rückweg nach Kapstadt, der noch einfach als der Hinweg ist, denn etwa 90% der Route verlaufen über die N1.
Es war ein spannendes und ereignisreiches Wochenende und das Aktivitätenpaket ist wirklich zu empfehlen.


Übrigens gibt es auch auf Aquila Übernachtungsmöglichkeiten, leider war zu unserem Reisezeitpunkt keine frei. Insgesamt gibt es 80 Schlafplätze, die im Oktober mit einem Neubau auf 140 aufgestockt werden. Auch sonst wird auf Aquila im Moment viel ausgebaut.
Die Räume sind in drei Kategorien unterteilt: Premier Luxury, Family Luxury und Standard Luxury. Alle Räume sind in gemütlichen Hütten untergebracht und bieten alles, was man sich wünschen kann.

Ein besonderes Erlebnis sind die Premier Luxury Chalets, da sie sich direkt an der Gehegegrenze befinden und so einen Blick auf die wilden Tiere ermöglichen. Die Preise variieren je nach Saison zwischen 3495 Rand und 3845 Rand pro Person. Bis auf wenige Ausnahmen finden hier zwei Personen Platz.

Premium Luxury Chalets
Die Familien-Chalets bieten Platz für bis zu acht Personen und kosten saisonabhängig 1995 Rand bis 3295 Rand, während die Standard-Chalets ebenfalls 2-3 Personen Platz bietenund 1895 Rand bis 2855 Rand kosten.

Wer für ein paar Tage dem Stadtleben wirklich entfliehen will, ist hier richtig, denn Aquila liegt völlig isoliert in der Karoo und außer der Straße findet sich hier nichts.
Und auch wer für mehrere Tage bleibt, muss nicht täglich dieselbe Safari machen. Es gibt auch Safaris per Quad oder auf Pferden und so lohnen sich auch mehrere Übernachtungen.

Die Preise für eine normale Safari varriieren ebenfalls saisonabhängig und kosten zwischen 1295 und 1865 Rand. Wählen könnt ihr zwischen der morgendlichen und nachmittäglichen Tour.
Es gibt auch Kombiangebote für Übernachtungen und Safari oder verschiedene Touren an einem Tag, beispielsweise Quadbiking +  eine normale Safari. So ist für jeden etwas dabei.

Ein Hinweis zum Schluss: Häufig wird kritisiert, dass die Tiere in Aquila eigentlich gar nicht in freier Wildbahn leben und es sich eigentlich um einen großen Zoo handelt. Hier wird dann gerne mit dem Krügerpark verglichen.
Auch wenn die Tiere tatsächlich nicht wirklich frei leben, haben sie enorm viel Platz, mit einem Zoo hat Aquila nichts zu tun. Auch ihre Umgebung ist natürlich, die meisten Tierarten kommen in der Karoo vor. Sie leben frei und verhalten sich wie alle anderen Wildtiere auch und sind trotz ihrer Gewöhnung an menschliche Besucher nicht ansatzweise zahm.
Natürlich ist die Reserve nicht mit dem Krügerpark zu vergleichen, da dieser deutlich größer ist und es sich um einen Nationalpark handelt. Wer jedoch wilde Tiere in der Nähe von Kapstadt beobachten will, ist hier genau richtig.Wie in einem Zoo habe ich mich nie gefühlt, da das Verhalten der Tiere deutlich natürlicher wirkt als in kleinen Gehegen.


Alle weiteren Infos könnt ihr auf der Website finden: http://www.aquilasafari.com/



Von: Johannes Huland

Tuesday, September 22, 2015

Ein Wochenendausflug, Teil 1: Zipsliding in Ceres


Kapstadt hat viel zu bieten, das steht außer Frage. Aber auch um Kapstadt herum gibt es viel zu entdecken. Und so entschiedene eine Freundin und ich uns, einen Wochenendtrip nach Ceres zum Ziplsiden und auf die Aquila Private Game Reserve zu machen. Beide Aktivitäten lassen sich auch getrennt als Tagesausflüge durchführen, aber wir haben uns entschieden, beide Trips miteinander zu verbinden, da Ceres auf dem Weg nach Aquila liegt.

Samstagmorgen ging es in Kapstadt los. Um nach Ceres zu gelangen gibt es verschiedene Wege, der schnellste führt über die N1 und ab Rawsonville über spektakuläre Passstraßen durch die Berge. Hier ist schon der Weg das Ziel, denn die abwechslungsreiche Landschaft ist atemberaubend.


Nachdem wir den letzten Pass überwunden hatten, öffnete sich vor uns das Tal von Ceres. Auch wer den Ort nicht kennt, wird im Supermarkt eventuell eine Saftpackung mit demselben Namen gesehen haben. Denn hier kommt ein Großteil des Obstes für die Säfte her. Die Gegend ist sehr fruchtbar und für Landwirtschaft perfekt geeignet. Weiterhin ist Ceres eine hervorrangende Wandergegend.
Wir sind jedoch nicht wegen des Obstes oder zum Wandern hierher gekommen. Unser Ziel war das Zipsliding. Da Ceres von wilden, zerklüfteten Bergen umgeben ist, lassen sich hier mühelos Seile von einer Talseite zur andern spannen, was spektakuläre Fahrten verspricht.

Blick in den Garten unserer Unterkunft.
Zunächst haben wir jedoch unser Zimmer im Guesthouse bezogen. Unsere Wahl war auf das Porterhouse Eleven gefallen. Es liegt zentrumsnah, aber sehr ruhig und ein einfaches Doppelzimmer kostet inklusive Frühstück 300 Rand pro Person. Jeder Gast hat Zugang zu einem schönen, gepflegten Garten und ein gesicherter Parkplatz ist ebenfalls im Preis enthalten.
Wir waren rundum zufrieden mit dem freundlichen Service. Da wir am nächsten Morgen schon vor 8 losfahren mussten, fragten wir nach einem frühen Frühstück, was kein Problem darstellte. Und es gab frisch für uns gebratene Spiegeleier, Bacon und Boerewors - so lässt sich ein Tag gut beginnen.

Nun aber zurück zum Zipsliding. Nach einer kleinen Tour durch die Stadt und einem Mittagessen in der warmen Frühlingssonne machten wir uns zum Büro von Ceres Adventures auf, welches am Ortseingang liegt. Auch hier wurden wir freundlich empfangen und wurden umgehend mit den Sicherungsgurten ausgestattet. Dann ging es auch schon los. Zusammen mit unseren Guides begaben wir uns in den Bus, der uns zum Startpunkt in den Bergen bringen sollte. Nach etwa zehn Minuten Fahrt standen wir dann hoch oben über Ceres.
Blick von der ersten Plattform.
Dann ging es schon los. Die beiden Guides erklärten uns sachkundig das Bremssystem und was zu tun ist, wenn wir zu früh stoppen sollten. Dann geht es nämlich nur mit Muskelkraft weiter.
Die Betreuung war sehr gut und ich habe mich keinen Moment unsicher gefühlt.
Und schon hieß es: Bremse lösen - Abfahrt! Schneller werdend sause ich über den ersten Abschnitt der Schlucht. Der Wind treibt mir Tränen ins Gesicht, die Aussicht ist trotzdem atemberaubend. Und es kommt, wie es kommen musste, ich bremse zu stark und der Wind lässt mich zusätzlich langsamer werden. Etwa fünf Meter vor der Zielplattform bleibe ich in der Luft hängen. Jetzt heißt es ziehen.


Nach einer kostenlosen Fitnesseinlage habe ich es dann doch geschafft.
Und so geht es Plattform für Plattform voran. Die Abschnitt sind alle unterschiedlich lang und schnell und so ist jedes Stück eine neue Herausforderung. Dafür bieten sich auch jedesmal großartige neue Ausblicke. Mal geht es über einen tiefen Canyon, durch den sich der allgegenweärtige Gebirgsbach schlängelt, an anderen Stellen rauschen wir über kleine Teiche, die sich hier gebildet haben.

Der Wind hat mich in leichte Schieflage gebracht...

Immer wieder wird ein Gebirgsbach überquert.
Mit jeder Seilrutsche bekommen wir ein besseres Gefühl, wann wir bremsen müssen. Mehr und mehr können wir uns auf die Ausblicke konzentrieren und jedes Mal haben wir mehr Spaß.
Irgendwann müssen wir aufpassen, dass wir vor lauter Ausblicken nicht die Handzeichen der Guides übersehen, mit denen sie uns zeigen, wann wir bremsen müssen.


Teilweise ging es nicht über, sondern durch die Schlucht.
Nach etwa einer halben Stunde kommen wir auf der letzten Plattform an. Die Zeit verging im wahrsten Sinne des Wortes wie im Flug. Und nun spüren wir beide auch, dass an einem Seil hängen ganz schön anstrengend sein kann, denn unbewusst spannt man seinen Körper an, um nicht schlaff in den Gurten zu hängen. Und auch die ungewohnten Zugbewegungen am Anfang, als wir es nicht immer bis zur nächsten Plattform geschafft haben, sorgen für Erschöpfungserscheinungen. Das Adrenalin hatte uns vorher davor bewahrt.
Nun ging es im Bus zurück zum Büro. Auf der Fahrt erzählt uns Rachel, eine der Guides einige Anekdoten. So war zum Beispiel die älteste Person, die je an einer Tour teilgenommen hat, eine 94-jährige, die das Zipsliding ebenso wie wir sehr genossen hat.
Außerdem lässt sie uns wissen, dass männliche Teilnehmer im Schnitt deutlich mehr Angst haben, obwohl sie sich anfangs gerne sehr gelassen geben.

Am Ende des Tages waren wir erschöpft, aber glücklich. Ziplsliding ist ein sehr kurzweiliges Erlebnis für alle Altersgruppen. Es ist spektakulär und entspannend zugleich und die Ausblicke sind großartig. Wer allerdings Höhenangst hat, sollte sich überlegen, ob er diese überwinden kann, denn die Seile sind teilweise in größeren Höhen gespannt. Hier muss jeder für sich selbst entscheiden, auch wenn laut Aussage von Ceres Adventures schon einige Teilnehmer mit Höhenangst dabei waren und ihre Probleme überwinden konnten.
Für uns war es ein unvergessliches Erlebnis mit Ceres Adventures, an dem es nichts zu beanstanden gab.

Im zweiten Teil unseres Wochenendausfluges geht es morgen weiter auf die Aquila Game Reserve.



Infos zu Ceres Adventures und Guesthouse:

Die Zipslide-Touren kosten 400 Rand pro Person. Wer jedoch im Porterhouse Eleven übernachtet, kann noch bis November einen Winterrabatt bekommen, so dass die Touren nur 200 Rand kosten.

http://www.ceresadventures.co.za/

http://www.wheretostay.co.za/porterhouseeleven





Von: Johannes Huland

Friday, September 18, 2015

Wein, Autos und ein Katapult - ein Besuch auf dem PIWOSA WINE C4R BOOT




Einige Leser werden sich sicherlich fragen, was denn ein Katapult mit Wein zu tun haben soll. Diesselbe Frage stellte ich mir auch. Zu einem zufriedenstellenden Ergebnis bin ich bis jetzt nicht gekommen. Dafür weiß ich jetzt jedoch, dass das PIWOSA (Premium Independent Wineries of South Africa) WINE C4R BOOT ein äußerst kurzweiliges Erlebnis ist.

PIWOSA ist ein Zusammenschluss einige der bekanntesten Weinproduzenten Südafrikas. Das WINE C4R BOOT ist eine Mischung aus Weintasting, Messe und Familienfest auf dem Journey's End Estate in Somerset West, etwa 50 Kilometer von Kapstadt entfernt.

Blick auf das Katapult
In dieser malerischen Umgebung laden verschiedene Winzer zu einer Probe ihrer Produkte ein. Das besondere ist jedoch, dass alle Anbieter ihren Wein um historische Automodelle herum verkaufen.
Weiterhin gibt es Livebands, verschiedene Essensstände, eine Weinolympiade mit Fass-Wettrollen, Wein-Weitspucken und anderen Wein- "Sportarten". Auch für die jüngeren Besucher war mit Hüpfburgen, Face-Painting und Ponyreiten gut gesorgt.

Blick in das Hauptzelt.

Bevor das eigentliche Weintasting begann, erhielt jeder Besucher ein Glas mit PIWOSA-Signatur, um dann auf seine Reise zu den verschiedenen Weinständen geschickt zu werden.
Und so verschieden wie die Autos waren auch die Weine. Einzig die Auswahl an Roséweinen ließ ein wenig zu wünschen übrig, dennoch kamen Weinliebhaber hier voll auf ihre Kosten. Unzählige verschiedene Jahrgänge wurden fachkundig und unterhaltsam präsentiert. Und wer auf den Geschmack gekommen war, konnte gleich einen Karton oder eine Flasche käuflich erwerben.

Wem der Wein einmal zu sehr zu Kopfe stieg oder wessen Geschmacksnerven eine Pause benötigten, konnte sich auf einer der vielen Sitzgelegenheiten niederlassen, sich entspannen und beispielsweise das Fassrollen beobachten.
Hier werden sportliche Höchstleistungen erbracht.
Außerdem wurde jede halbe Stunde der Tribock abgefeuert. Es handelt sich um eine sehr große Variante eines mittelalterlichen Katapults, welche speziell für das Weingut zu Unterhaltungszwecken angefertigt worden ist. Unter großen Anfeuerungsrufen wurden Weinfässer abgefeuert, die bei jeder Landung spektakulär platzten.




Soviele Ereignisse machen natürlich hungrig und so zog es vor allem zur Mittagszeit viele Menschen zu den Essenständen. Und hier muss die sonst gute Organisation leider kritisiert werden, denn zu Beginn gab es gerade einmal zwei Essensstände und so bildeten sich sehr lange Schlangen. Später wurden scheinbar spontan zwei weitere Stände dazugestellt, lange Wartezeiten mussten wir trotzdem in Kauf nehmen.

Hochbetrieb an den Essensständen.
Durch die entspannte Atmosphäre und das bunte Rahmenprogramm konnte dieses Problem jedoch gut kompensiert werden.  Der offene Aufbau des Geländes sorgte dafür, dass sich die Besucher treiben lassen konnten. Somit ergaben sich auch immer neue Gespräche und Bekanntschaften. Sei es bei einem entspannten Mittagessen auf der Wiese rund um das Hauptzelt oder bei einem Glas Wein vor dem Katapult, alles fühlte sich sehr locker und familiär an.

Zum krönenenden Abschluss wurde mit dem Tribock noch ein ganzes Auto geschleudert, was noch einmal zahlreiche Schaulustige anzog. Danach ging es wieder zurück nach Kapstadt, müde aber zufrieden und voller Eindrücke von einem sehr entspannenden Event.

Die Höhenflüge eines Autos.

 
Und so entstehen Kleinwagen.


Wer einmal ein etwas anderes Wine-Tasting ausprobieren möchte, sollte also nächstes Jahr schauen, wann das nächste Wine Car Boot stattfindet. Tickets haben dieses Jahr 150 Rand gekostet und enthalten 12 Weinproben und das signierte Glas.

http://www.piwosa.com/


Von: Johannes Huland