Monday, April 18, 2011

Teuer essen

Eine vorrübergehend hier lebende Bekannte lud ihre sie besuchenden Freunde in ein bekannt teures Restaurant in Hout Bay ein. Um die Zusammensetzung der kleinen Gesellschaft nicht zu frauenlastig zu haben, wurde ich von ihr dazu gebeten. Altersmäßig ersetze ich ja fast zwei Personen von ihnen. Dass das am Valentinstag stattfand, ist mir während des Abends nicht aufgefallen.
Hony soit qui mal y pense.

Im ersten Moment wirkte der Raum auf mich protzig und mit zu vielen Tischen versehen. Das ist auf ein irritierendes Photo zurückzuführen, das ich einmal sah. Nein, man saß hier sehr angenehm und die Nachbarn waren ausreichend weit entfernt. Der von uns ausgewählte Wein war gut und erstaunlich günstig, wenn ich die Umgebung bedenke. Das 4 - Gang - Menü schmeckte gut bis sehr gut, war jedoch hoffnungslos überteuert. Das war aber vollkommen in Ordnung, da die Vier es lieben, teuer und in solchen Häusern essen zu gehen. Und vor allem: Sie haben nicht an jedem Blatt Salat oder Stück Fleisch rumkritisiert und lauthals an vergangene Fressorgien erinnert, die selbstverständlich alle besser und billiger waren. Nein, wir haben uns nett und angenehm unterhalten und uns sehr wohlgefühlt. Oh, ich war so dankbar, weil mir das den Abend verdorben hätte.

Wer das nicht zahlen will, sollte eben nicht kommen. Im übrigen ist die ganze Chose des Essens und Trinkens hinsichtlich Geschmack und Preis ohnehin eine höchst subjektive Angelegenheit.

Zu meinem Erstaunen dachten die noch nicht ganz Älteren dasselbe wie ich, dass nämlich die gute Live Jazzmusik von einem Quartett manchmal störte, wenn man wie wir an einem großen Tisch sitzt. Sogar beim Zahlen - selbst unter Freunden oft eine heikle Angelegenheit - hat jeder klaglos seinen Obolus hingeblättert und den von mir - vermutlich zu hoch - eingesetzen Tipp unbesehen akzeptiert.

Das Restaurant befindet sich in einem vornehmen Hotel in einem angemessen schönen Gebäude. Es gehört Deutschen, möglicherweise der Unternehmerfamilie, dessen Oberhaupt sich voriges Jahr nach gewaltigen Fehlspekulationen vor den Zug warf. Außenliegende Sitzplätze sind in schönster Umgebung. Begeistert war ich von der Bar, die hervorragend überwiegend englisch eingerichtet ist. Ich hätte die ganze Nacht dort verbracht, mindestens aber die Zeit bis zum Rauswurf. Leider wohnten sie alle In Kapstadt und machten sich bald auf den Weg. Daher konnte ich die gut eingeübte Frage nach der Besichtigung der Briefmarkensammlung an die Gastgeberin nicht richten. Für den Notfall hatte ich sogar 2 ältere frankierte und abgestempelte Briefumschläge bei mir. Das wäre ja auch des Guten zu viel gewesen nach einem so schönen Abend.

Klaus D. Scheurer

No comments:

Post a Comment